Wirbelbruch
Was ist ein Wirbelbruch?
Die Wirbelsäule besteht aus 33 knöchernen Wirbeln, die in fünf Gruppen unterteilt sind: Hals-, Brust-, Lenden-, Kreuzbein- und Steißbeinwirbel. Jeder Wirbel besteht aus einem Wirbelkörper, einem Wirbelbogen, Quer- und Gelenkfortsätzen sowie einem Dornfortsatz. In der Mitte dieser Wirbelteile befindet sich das Wirbelloch, das den Wirbelkanal bildet, in dem das Rückenmark liegt. Das Rückenmark ist ein Teil des zentralen Nervensystems und leitet Nervenimpulse zwischen Gehirn und Körper.
Wirbelbrüche treten in der Regel als Folge von Erkrankungen wie Osteoporose (Knochenschwund) auf. Schwere Stürze oder Verkehrs- und Sportunfälle sind seltener die Ursache. Man unterscheidet zwischen stabilen Brüchen, bei denen der Wirbelkanal nicht verengt ist und das Rückenmark nicht verletzt ist, und instabilen Brüchen, bei denen das Rückenmark verletzt ist oder das Risiko für neurologische Ausfälle besteht.
Beschwerden bei einem Wirbelbruch
Bei Menschen mit Osteoporose sind Wirbelbrüche möglich, von denen rund die Hälfte der Betroffenen keine Beschwerden hat. Bei anderen können akute oder chronische Rückenschmerzen auftreten, die beim Stehen und Laufen stärker sind als im Liegen. Dies führt zu Schwierigkeiten beim Halten der Muskelspannung und der Balance beim Stehen. Bei mehreren betroffenen Wirbeln kann die Wirbelsäule zusammenfallen, was zu einer Verringerung der Körpergröße führt.
Brüche der Halswirbelsäule können äußerlich erkennbar sein, insbesondere wenn Knochen verschoben sind, begleitet von Blutergüssen oder Schwellungen. Starke Nackenschmerzen und neurologische Symptome wie Taubheit oder Lähmung können auf eine Verletzung der Halswirbelsäule hinweisen.
Ursachen für einen Wirbelbruch
Der häufigste Grund für einen Wirbelbruch ist Osteoporose, bei der der Körper vermehrt Knochenmasse abbaut, was die Knochen schwächt und sie anfälliger für Brüche macht. Diese Brüche treten meist spontan auf, meistens aufgrund einer Stauchung (Kompression) der Bandscheiben oder Wirbelkörper.
Neben Knochenschwund können auch starke Aufprallkräfte, wie sie bei Autounfällen auftreten, zu Wirbelbrüchen führen. Sprünge aus großer Höhe, die auf die Wirbelsäule wirken, können ebenfalls Brüche verursachen.
Zu den häufigsten Unfallursachen gehören Auffahrunfälle, Fahrzeugüberschläge, Stürze beim Motorrad- oder Fahrradfahren, Sportunfälle (z. B. beim Skifahren, Reiten oder Klettern) sowie Arbeitsunfälle, insbesondere Stürze von Gerüsten.
Risikofaktoren für Wirbelbrüche
Personen, die Kontakt- oder Kollisionssportarten wie Ringen oder Eishockey betreiben, haben ein höheres Risiko für Wirbelbrüche.
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Wirbelbrüche, da die Knochenmasse natürlicherweise abnimmt. Menschen über 50 Jahre sind insgesamt anfälliger für Knochenbrüche.
Bei Osteoporose, bei der die Knochenmasse stärker abnimmt als normal, wird das Knochenmaterial porös und kann leicht brechen. Weitere Faktoren, die die Knochen schwächen und das Bruchrisiko erhöhen, sind frühere Knochenbrüche, Knochenkrebs, Schilddrüsenüberfunktion, niedriger Östrogenspiegel nach den Wechseljahren (bei Frauen), Rauchen, hoher Alkoholkonsum, Vitamin-D-Mangel, langfristige Einnahme entzündungshemmender Kortikosteroide, Chemo- und Strahlentherapien.
Häufigkeit von Wirbelbrüchen
Stauchungs- oder Kompressionsbrüche sind häufig und treten vor allem infolge von Osteoporose auf. Seltener sind Brüche, die durch Stürze und Unfälle verursacht werden. Etwa die Hälfte der Brüche betrifft den Übergang von der Brust- zur Lendenwirbelsäule. Etwa ein Viertel der Menschen mit einem Wirbelbruch hat weitere Brüche, meist an der Halswirbelsäule.
Verlauf eines Wirbelbruchs
Stabile Wirbelbrüche ohne Verengung des Wirbelkanals oder Verletzung des Rückenmarks heilen in der Regel von selbst und erfordern keine Operation. Bei schweren Wirbelbrüchen, die zu schweren Rückenmarksverletzungen führen, können chronische Nervenschäden auftreten. Die Schwere der neurologischen Einschränkungen hängt von der Schwere der Verletzung ab.
Bei leichteren Problemen und Anzeichen einer teilweisen Lähmung durch Verletzung des Rückenmarks ist eine frühe Behandlung möglich und kann den Heilungsverlauf verbessern. In einigen Fällen können sich Beschwerden wie Muskelschwäche oder Empfindungsstörungen zurückbilden.
Bei starken Einschränkungen kann es sein, dass die Betroffenen nicht in ihren früheren Beruf zurückkehren können.
Vorbeugung von Wirbelbrüchen
Verletzungen der Wirbelsäule lassen sich durch Sicherheits- und Schutzmaßnahmen im Sport, im Straßenverkehr und bei der Arbeit vermeiden. Dazu gehören das Anlegen von Sicherheitsgurten beim Autofahren, das Tragen von Helmen und Protektoren beim Radfahren und bei Risikosportarten, die Sicherung von Gerüsten und Leitern, das Nutzen von Sicherheitsgurten beim Klettern und das Beseitigen von Stolperfallen in der Wohnung.
Die Prävention von Wirbelbrüchen ist von großer Bedeutung und kann durch folgende Maßnahmen erreicht werden:
1. Sicherheits- und Schutzmaßnahmen beachten:
– Beim Autofahren sicherstellen, dass alle Insassen angeschnallt sind, um bei einem Unfall geschützt zu sein.
– Beim Fahrradfahren und bei Risikosportarten immer einen Helm und Protektoren tragen, um Kopf- und Wirbelsäulenverletzungen zu vermeiden.
– Bei Arbeiten auf Gerüsten und Leitern eine ordnungsgemäße Absicherung gewährleisten, um Stürze zu verhindern.
– Beim Klettern auf Bäumen oder im Gebirge Sicherheitsgurte nutzen, um Abstürze zu vermeiden.
2. Regelmäßige Bewegung und Muskelaufbau:
– Regelmäßige Bewegung und gezielte Übungen zur Stärkung der Muskulatur tragen dazu bei, die Knochen zu stärken und das Sturzrisiko zu reduzieren.
3. Gesunde Ernährung:
– Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Kalzium und Vitamin D ist wichtig, um die Knochengesundheit zu unterstützen.
4. Verzicht auf Zigaretten und Alkohol:
– Der Verzicht auf das Rauchen und eine moderierte Alkoholkonsum können die Knochengesundheit fördern.
5. Medikamentöse Therapie bei Osteoporose:
– Bei Osteoporose kann die Einnahme bestimmter Medikamente, wie Bisphosphonate, den Knochenabbau hemmen und das Risiko für weitere Wirbelbrüche verringern.
6. Sturzprävention bei älteren Menschen:
– Insbesondere ältere Menschen sollten darauf achten, Stürzen vorzubeugen. Dazu gehören Maßnahmen wie das Beseitigen von Stolperfallen in der Wohnung, das Anbringen von Haltegriffen, die Verwendung von Gehhilfen und das Tragen rutschfester Schuhe.
7. Überwachung von Medikamentenwirkungen:
– Es ist wichtig, auf mögliche Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten zu achten, um Benommenheit und Schwindel zu vermeiden, die zu Stürzen führen können.
Die Einhaltung dieser Präventionsmaßnahmen kann dazu beitragen, das Risiko für Wirbelbrüche zu reduzieren und die allgemeine Gesundheit der Wirbelsäule zu fördern.
Wie diagnostiziert man einen Wirbelbruch?
Ärztinnen und Ärzte können die Bereiche der Wirbelsäule, die genauer untersucht werden müssen, durch Abtasten erkennen. Um einen Wirbelbruch sicher festzustellen, werden bildgebende Verfahren eingesetzt. Die Computertomographie (CT) ermöglicht eine detaillierte Betrachtung der Wirbelsäule in drei Ebenen, um den genauen Ort und die Schwere des Bruchs zu bestimmen. Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht die Sichtbarmachung von Verletzungen des Rückenmarks, der Bandscheiben und des Bandapparats. Zusätzlich werden umfangreiche neurologische Tests durchgeführt, um festzustellen, ob und in welchem Ausmaß das Rückenmark geschädigt ist.
Wie wird ein Wirbelbruch behandelt?
Nach schweren Unfällen mit Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung ist es wichtig, sofort einen Rettungswagen unter der Nummer 112 zu rufen. Bis zur Ankunft des Notarztes sollte die verletzte Person ruhig liegen, nicht bewegt und keinesfalls transportiert werden.
Das Hauptziel der Behandlung eines Wirbelbruchs besteht darin, die Stabilität der Wirbelsäule wiederherzustellen und die Funktion von Nerven und Rückenmark aufrechtzuerhalten. Dies erfordert zunächst Bettruhe und Schmerztherapie, insbesondere zur Vorbeugung chronischer Rückenschmerzen.
Für weniger schwere Wirbelbrüche kann eine Kombination aus Medikamenten, Physiotherapie, Ergotherapie und verhaltenstherapeutischen Maßnahmen geeignet sein, um die Bewegungsfähigkeit möglichst schnell wiederherzustellen.
Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, um eine schmerzfreie Beweglichkeit wiederherzustellen, kann eine Operation erforderlich sein. Wenn der Bruch so schwer ist, dass der Wirbelkanal verengt ist oder das Rückenmark geschädigt ist, muss sofort operiert werden.
Rehabilitation nach einer Wirbelbruch-OP
Eine frühzeitige Rehabilitation trägt dazu bei, dass Menschen nach einem stabilen Wirbelbruch, bei dem keine neurologischen Einschränkungen vorliegen, möglichst schnell in ihren Alltag zurückkehren können. Idealerweise beginnt die Rehabilitation bereits während der Behandlung.
Je nach Mobilität und Schwere der Verletzungen kann die Rehabilitation ambulant oder stationär durchgeführt werden. Die Rehabilitation zielt vor allem darauf ab, die normale Körperhaltung und Beweglichkeit wiederherzustellen und umfasst Bewegungstherapie, Sport, Physiotherapie, Ergotherapie und psychologische Betreuung. Es wird auch gezeigt, wie das Bewegungstraining in den Alltag integriert werden kann und welche Maßnahmen am Arbeitsplatz helfen, den Rücken zu stärken.
Bei schweren Wirbelbrüchen mit neurologischen Einschränkungen, einschließlich Querschnittslähmung, ist eine frühzeitige Weiterbehandlung und Rehabilitation in spezialisierten Zentren wichtig.
Nachsorge bei Wirbelbrüchen
Um den Heilungsprozess zu fördern, sollten nach einer Wirbelsäulenoperation extreme Bewegungen und Belastungen vermieden werden. Sobald die Knochen verheilt sind, kann die Wirbelsäule allmählich stärker belastet werden.
Es gibt gezielte ambulante Nachsorgeprogramme, die darauf abzielen, den Wiedereinstieg in Beruf und Alltag zu erleichtern. Die berufliche Wiedereingliederung beginnt in der Regel drei Monate nach dem Unfall. Diese Programme vermitteln Strategien, wie durch Änderungen des Lebensstils und des Verhaltens der Alltag besser bewältigt und der Behandlungserfolg aufrechterhalten werden kann.
Der Sozialdienst im Krankenhaus und in der Rehabilitationsklinik berät über Leistungsansprüche und welche Maßnahmen von den Krankenkassen übernommen werden. Gesetzlich Krankenversicherte, die sich nach einer Wirbelsäulenoperation nicht selbst versorgen können, haben Anspruch auf Hilfe im Haushalt auf Rezept, möglicherweise auch auf Übergangspflege, abhängig vom Grad der körperlichen Einschränkung.