Vaskuläre Demenz
Vaskuläre Demenz: Ursachen, Risikofaktoren und Verlauf
Was ist eine vaskuläre Demenz?
Die vaskuläre Demenz ist eine Form der Demenzerkrankung, die durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht wird. Der Begriff “vaskulär” stammt vom lateinischen Wort “vasculum” ab und bedeutet “Vase” oder “kleines Gefäß”. Die vaskuläre Demenz ist neben der Alzheimer-Krankheit eine der häufigsten Demenzerkrankungen. Häufig sind Alzheimer und vaskuläre Demenz schwer voneinander abzugrenzen, insbesondere bei älteren Patientinnen und Patienten, die oft Anzeichen beider Erkrankungen zeigen und daher von einer gemischten Demenz betroffen sind.
Symptome einer vaskulären Demenz
Die Symptome der vaskulären Demenz variieren je nachdem, welche Bereiche des Gehirns von Durchblutungsstörungen betroffen sind. Die häufigste Form der vaskulären Demenz, die auf einer Erkrankung kleiner Gehirngefäße beruht, zeigt folgende charakteristische Symptome:
1. Verlangsamung
2. Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen
3. Vergesslichkeit
4. Antriebsstörungen
5. Schnelle geistige und körperliche Erschöpfung
Im Gegensatz zur Alzheimer-Krankheit steht hier nicht das Gedächtnis im Vordergrund. Oft treten auch körperliche Symptome auf, wie:
1. Gangstörungen
2. Verlust der Blasenkontrolle (verstärkter Harndrang, Inkontinenz)
3. Schluck- und Sprachprobleme
4. Unkontrolliertes Lachen und Weinen
5. Schwindelgefühl
Wenn größere Hirnregionen von Minderdurchblutung betroffen sind, können zusätzliche neurologische Symptome wie Lähmungen, Taubheitsgefühle und Sehstörungen auftreten. Insgesamt führt die vaskuläre Demenz zu einem allmählichen Abbau geistiger Fähigkeiten und beeinträchtigt die Fähigkeit zur selbstständigen Lebensführung.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Symptome allein nicht immer eine eindeutige Unterscheidung zwischen verschiedenen Formen der Demenz ermöglichen, da viele Patientinnen und Patienten sowohl Anzeichen von Alzheimer als auch Durchblutungsstörungen aufweisen.
Ursachen der vaskulären Demenz
Die vaskuläre Demenz hat unterschiedliche Ursachen, die alle mit Veränderungen der Gefäße und des Herz-Kreislauf-Systems in Zusammenhang stehen. Allen gemeinsam ist, dass sie zu einer unzureichenden Sauerstoffversorgung des Gehirns in kleinen Regionen führen. Die häufigste Ursache ist eine zerebrale Mikroangiopathie, bei der die kleinen Blutgefäße im Gehirn durch Ablagerungen und Verdickungen verengt sind. Dies kann zu einer schleichenden Mangeldurchblutung führen, aber auch zu kleinen Schlaganfällen.
Eine andere Ursache sind Blutgerinnsel, die Hirngefäße verstopfen und Hirninfarkte auslösen. Diese Blutgerinnsel können auf Arteriosklerose (Ablagerungen in den Gehirngefäßen) oder auf Probleme im Herzen zurückzuführen sein.
Seltener wird die vaskuläre Demenz durch Blutungen im Gehirn verursacht, insbesondere bei langanhaltendem Bluthochdruck.
Risikofaktoren für eine vaskuläre Demenz
Die wichtigsten Risikofaktoren für die vaskuläre Demenz sind höheres Lebensalter und Bluthochdruck. Etwa 25 Prozent der Menschen, die einen Schlaganfall hatten, entwickeln langfristig eine Demenz. Die gleichen Risikofaktoren, die Schlaganfälle und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen, erhöhen auch das Risiko für die vaskuläre Demenz. Dazu gehören Bluthochdruck (Hypertonie), Diabetes mellitus, hohe Cholesterinwerte (Hypercholesterinämie), Vorhofflimmern und koronare Herzkrankheit.
Eine ungesunde Lebensweise, darunter Rauchen, mangelnde körperliche Aktivität, ungesunde Ernährung, Übergewicht und hoher Alkoholkonsum, erhöhen ebenfalls das Risiko für vaskuläre Demenz.
Häufigkeit der vaskulären Demenz
Die vaskuläre Demenz ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste Demenzform. In Deutschland erkranken jährlich etwa 250.000 Menschen an Demenz, und etwa 15 bis 25 Prozent davon sind von der vaskulären Demenz betroffen. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Es ist jedoch zu beachten, dass die Gesamtzahl der vaskulären Demenzen aufgrund der verbesserten Behandlung von Risikofaktoren und Grunderkrankungen rückläufig ist.
Wie wird eine vaskuläre Demenz diagnostiziert?
Die genaue Diagnose einer vaskulären Demenz erfordert eine sorgfältige Untersuchung. Ärztinnen und Ärzte setzen verschiedene Methoden ein, um eine präzise Diagnose zu stellen:
1. Neuropsychologische Tests: Diese Tests ermöglichen es, den Grad der Beeinträchtigung bestimmter geistiger Fähigkeiten wie Gedächtnis und Konzentrationsvermögen zu messen. Die Ergebnisse werden mit Durchschnittswerten verglichen, um festzustellen, inwieweit die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigt ist. Dies hilft nicht nur dabei, subjektive Einschätzungen mit objektiven Messungen abzugleichen, sondern liefert auch Hinweise auf die Ursache der Demenz.
2. Bildgebende Verfahren: Radiologische Untersuchungen des Gehirns, wie die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT), werden durchgeführt, um chronische Durchblutungsstörungen, frühere Hirninfarkte oder Hirnblutungen nachzuweisen. Ultraschalluntersuchungen der Halsgefäße und spezielle CT- und MRT-Aufnahmen der Hirnschlagadern dienen dazu, Verengungen zu erkennen, die Durchblutungsstörungen im Gehirn verursachen.
3. Untersuchung der Herz-Kreislauf-Funktionen: Blutuntersuchungen und Blutdruckmessungen werden durchgeführt, um Risikoerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Cholesterinerhöhungen zu erkennen. Ein Langzeit-Elektrokardiogramm (EKG) kann Vorhofflimmern oder andere Herzprobleme aufdecken. Eine Echokardiographie, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, kann Hinweise auf Herzklappenerkrankungen oder Herzmuskelerkrankungen liefern.
Wie wird eine vaskuläre Demenz behandelt?
Da Durchblutungsstörungen die Ursache der vaskulären Demenz sind, ist es entscheidend, die zugrunde liegenden Risikoerkrankungen zu behandeln, um weiteren Hirnschaden zu verhindern. Die Behandlung umfasst Folgendes:
1. Behandlung von Risikoerkrankungen: Bluthochdruck, Diabetes mellitus und erhöhte Cholesterinwerte können effektiv mit Medikamenten behandelt werden. Herzkrankheiten wie Vorhofflimmern, koronare Herzkrankheit oder Herzinsuffizienz erfordern ebenfalls eine entsprechende Therapie.
2. Gerinnungshemmende Medikamente: Bei Blutgerinnseln im Gehirn werden gerinnungshemmende Medikamente verschrieben, um weitere Schlaganfälle zu verhindern. Wenn eine verengte Halsschlagader die Ursache ist, kann eine Operation durchgeführt werden, um die Engstelle zu beseitigen.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Maßnahmen nicht nur das Risiko von Schlaganfällen reduzieren, sondern wahrscheinlich auch das Risiko einer vaskulären Demenz senken.
3. Medikamente: Bei der Alzheimer-Krankheit können Medikamente wie Cholinesterasehemmer und Memantin eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern. Diese Medikamente wirken jedoch nur vorübergehend und haben keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Sie sind bei vaskulärer Demenz weniger wirksam und können Nebenwirkungen verursachen. Daher werden sie bei ausschließlich gefäßbedingter Demenz normalerweise nicht empfohlen.
4. Nichtmedikamentöse Begleittherapien: Menschen mit Demenz benötigen in der Regel langfristige Unterstützung und Behandlung. Dies kann eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachkräften aus den Bereichen Medizin, Pflege, Ergotherapie, Physiotherapie und Sozialarbeit umfassen. Angehörige sollten ebenfalls informiert und unterstützt werden.
Bisher gibt es keine medizinische Behandlung, die den Verlauf einer Demenzerkrankung signifikant beeinflussen kann. Demenz, sei es Alzheimer oder vaskuläre Demenz, kann derzeit nicht geheilt werden.
Wo kann man sich über vaskuläre Demenz informieren?
Für weitere Informationen über vaskuläre Demenz und Unterstützungsmöglichkeiten stehen verschiedene Ressourcen zur Verfügung:
– Die Internetseite des Bundesgesundheitsministeriums bietet einen Online-Ratgeber zum Thema Demenz, der Informationen für Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen enthält.
– Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz ist eine wertvolle Anlaufstelle für Informationen und Unterstützung im Zusammenhang mit Demenz.
Die rechtzeitige Diagnose und Behandlung von vaskulärer Demenz kann die Lebensqualität der Betroffenen verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Es ist wichtig, sich frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen, wenn Anzeichen von Demenz auftreten.