Schizophrenie
Schizophrenie: Eine Erkrankung des Geistes
Schizophrenie ist eine komplexe psychische Erkrankung, die mit akuten Psychosen einhergeht. Menschen mit Schizophrenie nehmen während dieser Phasen die Welt oft völlig anders wahr als üblich. Zu den häufigsten Symptomen gehören Wahnvorstellungen, das Hören von Stimmen, das Gefühl, verfolgt oder von anderen beeinflusst zu werden und ein verändertes Verhalten. Diese akuten Psychosen können vorübergehend auftreten, aber einige Betroffene erleben sie chronisch und benötigen dauerhafte Unterstützung.
Was ist Schizophrenie?
Schizophrenie wird oft fälschlicherweise mit einer “gespaltenen Persönlichkeit” assoziiert. Dies ist jedoch ein Missverständnis. Schizophrenie bedeutet wörtlich “gespaltener Geist”, bezieht sich jedoch nicht auf eine gespaltene Persönlichkeit. Die Erkrankten haben Phasen mit veränderter Wahrnehmung und Verhalten, aber ihre Persönlichkeit ist nicht zwangsläufig “gespalten”. Die Symptome, Ursachen und der Verlauf von Schizophrenie können stark variieren.
Symptome der Schizophrenie
Es gibt verschiedene Formen der Schizophrenie, die anhand typischer Symptome unterschieden werden. Zu den häufigsten gehören:
1. Paranoide Schizophrenie: Betroffene haben Wahnvorstellungen und Halluzinationen, wie das Hören von Stimmen. Diese Form tritt oft zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr auf.
2. Schizophrenes Residuum: Dies ist eine chronische Form, die nach akuten psychotischen Phasen auftritt. Die Betroffenen sind sehr passiv und antriebslos.
3. Hebephrene Schizophrenie: Diese Form ist durch auffällige Stimmungsschwankungen, unangemessenes Verhalten und fahriges Denken gekennzeichnet und tritt meistens zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr auf.
4. Katatone Schizophrenie: Hier dominieren Bewegungsstörungen wie zielloses Bewegungsdrang, Erstarren oder Grimassenschneiden. Sie beginnt meistens zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr.
Akute Psychosen, die mit Schizophrenie einhergehen, kündigen sich oft Wochen oder Monate im Voraus an. Die Betroffenen können angespannt und ruhelos sein, schlecht schlafen und Konzentrationsprobleme haben. Leichte Halluzinationen und das Gefühl, von anderen beobachtet oder beeinflusst zu werden, können auftreten.
Ursachen der Schizophrenie
Die genauen Ursachen der Schizophrenie sind noch nicht vollständig verstanden, aber es wird angenommen, dass mehrere Faktoren zusammenwirken. Ein erhöhtes Risiko besteht für Menschen, deren Eltern oder Geschwister bereits an Schizophrenie erkrankt sind. Weitere Faktoren können Veränderungen im Gehirn, Schlafstörungen, Drogenkonsum, traumatische Erfahrungen, pränatale und frühkindliche Entwicklungsstörungen sowie Lebensveränderungen wie Trennungen oder berufliche Umstellungen sein.
Die Schizophrenie ist eine relativ seltene Erkrankung, bei der etwa 1 von 100 Menschen im Laufe ihres Lebens betroffen ist. Männer erkranken etwas häufiger als Frauen. Sozioökonomisch benachteiligte Menschen und Alleinstehende haben ein höheres Risiko, an Schizophrenie zu erkranken.
Der Verlauf einer Schizophrenie
Die Schizophrenie manifestiert sich in der Regel erstmals zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr, wobei Männer tendenziell früher betroffen sind als Frauen. Es können jedoch bereits Jahre vor dem Ausbruch der Erkrankung Anzeichen auftreten, die oft schwer zu erklären sind. Diese Vorboten können depressive Verstimmungen, Launenhaftigkeit, Ruhelosigkeit, Selbstzweifel, Konzentrationsprobleme oder Ängste sein. Auch schulische oder studienbedingte Schwierigkeiten sowie sozialer Rückzug sind mögliche Anzeichen.
Etwa ein Viertel der Betroffenen erlebt nur eine einzige akute Psychose, während rund 60 von 100 Personen innerhalb von zwei Jahren nach der ersten akuten Episode einen Rückfall erleiden. Die Dauer einer akuten Psychose kann Wochen oder sogar Monate betragen.
Die Erfahrungen während einer Psychose können langanhaltende Auswirkungen haben, selbst wenn keine akuten Symptome mehr vorhanden sind. Dies kann zu Unsicherheit und einem beeinträchtigten Selbstwertgefühl führen. Einige Betroffene können jedoch nach einer psychotischen Phase gut in den Alltag zurückkehren, während andere dauerhafte Unterstützung benötigen.
Es ist bedauerlich, dass Menschen mit Schizophrenie im Durchschnitt etwa zehn Jahre früher sterben als der Durchschnitt der Bevölkerung. Dies trifft insbesondere auf jene zu, die häufige Rückfälle erleiden. Dies ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, darunter vermehrter Suchtmittelkonsum von Alkohol, Nikotin und Drogen. Zudem leiden sie häufiger an Infektionen, Herzkrankheiten oder Diabetes, möglicherweise aufgrund ihres Lebensstils oder als Nebenwirkungen von Medikamenten gegen psychotische Beschwerden. Eine adäquate Behandlung der Schizophrenie kann die Lebenserwartung jedoch erhöhen.
Etwa 5 Prozent der Betroffenen nehmen sich das Leben, wobei dies bei jungen Männern, die zum ersten Mal eine akute Psychose erleben, oder bei Menschen, die bereits lange und schwer erkrankt sind, häufiger vorkommt. Akute psychotische Phasen, die nicht behandelt werden, sowie die Zeit unmittelbar nach der Entlassung aus einer Klinik sind besonders kritisch.
Diagnose und Behandlung der Schizophrenie
Die Diagnose einer Schizophrenie erfolgt, wenn typische Symptome mindestens einen Monat lang anhalten, wobei Wahnvorstellungen oder anhaltendes Stimmenhören besondere Bedeutung haben. Andere Symptome wie wirres Sprechen, zielloses Umherwandern oder andere Halluzinationen werden weniger gewichtet, da sie weniger spezifisch für Schizophrenie sind.
Die Diagnose basiert auf Gesprächen mit der betroffenen Person und gegebenenfalls Angehörigen. Zudem wird das Verhalten beobachtet, und körperliche und neurologische Untersuchungen werden durchgeführt, um andere mögliche Ursachen auszuschließen. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Anzeichen, die auf eine Schizophrenie hindeuten können, immer eindeutig von normalem Verhalten oder nachvollziehbaren Reaktionen auf bestimmte Erfahrungen abgegrenzt werden können. Bei Jugendlichen kann es schwierig sein, massive Entwicklungsprobleme von einer möglichen Schizophrenie zu unterscheiden. Auch können ähnliche Symptome unter Drogeneinfluss oder bei anderen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen auftreten. Daher ist eine sorgfältige Untersuchung durch einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie entscheidend für die Diagnose.
Die Behandlung von Menschen mit Schizophrenie sollte auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt sein. Während einer akuten Psychose ist dies jedoch oft nur begrenzt möglich. Je früher und effektiver die Erkrankung behandelt wird, desto besser sind die Aussichten auf eine günstige Prognose. Die Behandlungsmöglichkeiten umfassen:
– Unterstützung durch das soziale Umfeld: Familie, Freunde und Bekannte können emotionalen Beistand leisten, den Alltag erleichtern und für mehr Stabilität sorgen.
– Medikamente (Antipsychotika): Diese können akute Symptome lindern und langfristig vor Rückfällen schützen, haben jedoch möglicherweise belastende Nebenwirkungen.
– Psychotherapie: Insbesondere kognitive Verhaltenstherapie und Familientherapie können die Symptome reduzieren und den Umgang mit der Erkrankung erleichtern.
– Psychoedukation: Diese bietet Informationen zu Anzeichen, Behandlung und Bewältigung der Erkrankung und ermöglicht den Austausch mit anderen Betroffenen.
– Soziotherapie: Solche Programme helfen den Betroffenen, beruflich und sozial wieder Fuß zu fassen und ein selbstständiges Leben zu führen.
Die Behandlung kann ambulant oder in einer Klinik erfolgen. In akuten Phasen erfolgt die Behandlung häufig in einer psychiatrischen Klinik, da die Betroffenen oft nicht erkennen, dass sie an einer akuten Psychose leiden und eine Behandlung ablehnen. In solchen Fällen kann es zu Zwangseinweisungen kommen. Betroffene können auch im Voraus Behandlungsvereinbarungen mit Ärzten treffen, um Maßnahmen im Falle einer akuten Psychose festzulegen. Eine sorgfältige Untersuchung durch einen Facharzt ist entscheidend für die Diagnose. In jedem Fall ist die Hausarztpraxis in Verdachtsfällen die erste Anlaufstelle für eine Schizophrenie oder akute Psychose.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Informationen in diesem Artikel keinen Arztbesuch ersetzen sollen und nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung verwendet werden dürfen. Bei Verdacht auf Schizophrenie sollte immer ein Arzt konsultiert werden.