Psychotherapie: Ein Überblick

Psychotherapie: Ein ganzheitlicher Blick auf psychische Gesundheit

Psychotherapie ist ein gezieltes Behandlungsverfahren, das psychologische Methoden einsetzt, um psychische Erkrankungen oder körperliche Leiden mit psychischem Anteil zu behandeln. Diese Therapieform zielt darauf ab, das Denken, Fühlen und Verhalten von Patientinnen und Patienten in eine gesündere Richtung zu lenken und somit zur Verbesserung ihrer Lebensqualität beizutragen.

Vielfältige Anwendungsfelder der Psychotherapie

Eine Psychotherapie kann als begleitende oder alleinige Behandlung bei einer breiten Palette von psychischen Erkrankungen eingesetzt werden. Hierzu zählen unter anderem Angststörungen, Depressionen, Suchterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen, psychoorganische Störungen und Psychosen. Aber auch bei psychischen Problemen, die im Zusammenhang mit körperlichen Erkrankungen auftreten, kann eine Psychotherapie hilfreich sein. Die Entscheidung über die Notwendigkeit einer Psychotherapie wird von Fachleuten wie Hausärztinnen und Hausärzten getroffen, die die individuelle Situation der Patientinnen und Patienten einschätzen.

Voraussetzungen und Durchführung einer Psychotherapie

Die Durchführung einer Psychotherapie kann auf verschiedene Weisen erfolgen. Sie kann als alleinige Behandlungsmethode eingesetzt oder mit anderen Therapieformen kombiniert werden. Die Entscheidung darüber, welches Verfahren am besten geeignet ist, basiert auf einer gründlichen Untersuchung und Diagnose durch qualifizierte Fachleute.

Eine ambulante Richtlinien-Psychotherapie, bei der die Kosten von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden, erfordert einige Schritte. Nach zwei bis vier Sitzungen, in denen sich Therapeutin oder Therapeut sowie die Patientin oder der Patient kennenlernen, wird ein Behandlungsplan erstellt. Dieser Plan umfasst die psychotherapeutischen Methoden, die für die jeweiligen Probleme empfohlen werden. Bei bestehender psychischer Erkrankung kann anschließend ein Antrag auf Psychotherapie bei der Krankenkasse gestellt werden. Dieser Antrag wird dann einem Gutachterverfahren unterzogen, um die Bewilligung zu prüfen.

Zusätzlich zur Richtlinien-Psychotherapie bieten qualifizierte Fachärzte im ambulanten Bereich psychotherapeutische Behandlungen an. Je nach Qualifikation können verschiedene Therapieansätze, wie Verhaltenstherapie, Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Therapie oder systemische Therapie, in die ärztlichen Behandlungen integriert werden. Hierbei sind weder die Dauer der Behandlungen noch die Anzahl der Sitzungen begrenzt.

Kostenübernahme und anerkannte Verfahren

Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt die Kosten für wissenschaftlich anerkannte Psychotherapieverfahren. Dazu gehören die (kognitive) Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, die (psycho-)analytische Psychotherapie, die systemische Psychotherapie sowie die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie. Privatversicherte sollten individuell mit ihrer Versicherung klären, welche Kosten übernommen werden. Im stationären Rahmen werden die Kosten unabhängig von der Art der Krankenversicherung abgedeckt.

Unterschiede der Therapieverfahren und ihre Anwendung

Obwohl die verschiedenen Psychotherapieverfahren in Bezug auf ihre Wirksamkeit nicht stark variieren, können bestimmte Verfahren bei spezifischen Erkrankungen bevorzugt eingesetzt werden. Bei einer Panikstörung könnte beispielsweise eine Verhaltenstherapie oder medikamentöse Behandlung im Vordergrund stehen. Zudem reagieren unterschiedliche Patientinnen und Patienten unterschiedlich gut auf verschiedene Therapieansätze.

Die kognitive Verhaltenstherapie zielt darauf ab, Verhalten, Gedanken und Gefühle durch gezielte Lernprozesse zu verändern. Dies geschieht mithilfe von verschiedenen Methoden, wie Verhaltensbeschreibungen, Analyse von Verhaltensauslösern, Training von Fähigkeiten und “Verhaltensexperimenten”. Die Psychotherapie umfasst je nach Bedarf bis zu 80 Sitzungen.

Die psychodynamische Psychotherapie, die die Psychoanalyse und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie einschließt, konzentriert sich auf unbewusste Konflikte und ihre Auswirkungen auf das Denken und Verhalten. Die Psychoanalyse erfolgt oft in einer entspannten Umgebung, während die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie sich stärker auf aktuelle Konflikte und die Bewältigung des Alltags fokussiert. Die Anzahl der Sitzungen variiert je nach Verfahren.

Die Systemische Therapie: Berücksichtigung des sozialen Umfelds

Die systemische Therapie betrachtet psychische Probleme von Betroffenen im Kontext ihres sozialen Umfelds, wie beispielsweise familiären Gegebenheiten. Sie geht davon aus, dass Verständnis und Veränderung von psychischen Problemen nur dann möglich sind, wenn das soziale Umfeld berücksichtigt wird, da menschliches Verhalten im sozialen Kontext zu verstehen ist. Diese Therapieform konzentriert sich auf zwischenmenschliche Beziehungen und Kommunikation, die sowohl Probleme hervorrufen als auch lösen können. Die Beziehungen spielen somit eine entscheidende Rolle bei der Veränderung und Bewältigung von Problemen.

In der systemischen Therapie werden oft Beziehungen, Probleme oder Emotionen durch Symbole oder Objekte dargestellt. Mithilfe von Systemaufstellungen wird versucht, Probleme greifbar zu machen und Lösungen zu finden. Diese Therapieform ist in der Regel eher kurz und erstreckt sich über bis zu 48 Sitzungen.

Die Wirksamkeit der Psychotherapie

Die anerkannten Therapieverfahren, die von Krankenkassen unterstützt werden, verfügen über langjährige Nachweise ihrer Wirksamkeit. Die Effektivität variiert je nach Art der Störung. Generell kann davon ausgegangen werden, dass etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten durch eine Psychotherapie deutliche Verbesserungen erfährt.

Es ist jedoch auch möglich, dass in der Psychotherapie Nebenwirkungen auftreten. Zum Beispiel könnten Konflikte in Partnerschaften entstehen, wenn jemand während der Therapie Selbstbestimmung erlernt. Nach wissenschaftlichen Studien ist bei etwa einem Drittel der Patientinnen und Patienten mit relevanten Nebenwirkungen zu rechnen, darunter Symptomverstärkung und Hilflosigkeit.

Unterschiedliche Berufsbezeichnungen in der Psychotherapie

Die Unterschiede zwischen Psychologen, Psychiatern und Ärzten für Psychotherapie sind oft nicht klar.

  • Psychologen: Ein Psychologe hat Psychologie studiert, aber das qualifiziert ihn nicht automatisch zur Durchführung von Psychotherapie. Die Befugnis zur Psychotherapie haben nur “Psychologische Psychotherapeuten” mit spezieller Ausbildung. Künftig lautet die Berufsbezeichnung “Psychotherapeutin oder Psychotherapeut mit einer fünfjährigen Fachpsychotherapeutenweiterbildung”.
  • Ärzte für Psychotherapie: Ärzte für “Psychiatrie und Psychotherapie” oder “Psychosomatische Medizin und Psychotherapie” haben Medizin studiert und anschließend eine fünfjährige Facharztweiterbildung absolviert. Ärztliche Psychotherapeuten können auch körperliche Untersuchungen und medikamentöse Behandlungen durchführen.
  • Ärzte anderer Fachrichtungen: Ärzte anderer Fachrichtungen können eine Zusatzausbildung “Psychotherapie” absolvieren. Laien und Heilpraktiker dürfen den Begriff “Psychotherapie” verwenden, obwohl sie keine qualifizierte Ausbildung absolviert haben.

Die Suche nach einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten

Bei entsprechenden Beschwerden empfiehlt es sich, zuerst Fachleute wie Hausärzte, Psychiater oder Psychologen zu konsultieren. Diese können beurteilen, ob eine Psychotherapie ratsam ist. Die Suche nach Psychotherapeuten in der Nähe kann über die Kassenärztliche Vereinigung oder die Online-Arztsuche erfolgen.

Weitere Informationen zur Psychotherapiesuche und zur Einordnung Ihrer emotionalen Belastung finden Sie auf der Seite “Wege zur Psychotherapie” der Bundespsychotherapeutenkammer.

Zusätzliche Informationen

Vertiefende Informationen zum Thema “Wie finde ich eine Psychotherapie?” können auf gesundheitsinformation.de gefunden werden. Es ist wichtig zu beachten, dass die Informationen in diesem Artikel keinen Arztbesuch ersetzen können und nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden sollten.

Ein abschließender Gedanke

Psychotherapie bietet einen wertvollen Ansatz zur Behandlung psychischer Erkrankungen und der Förderung psychischer Gesundheit. Die Wahl des richtigen Therapieverfahrens sollte individuell getroffen werden, basierend auf einer gründlichen Diagnose und einer sorgfältigen Abwägung der Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten. Eine fundierte Psychotherapie kann dazu beitragen, psychische Belastungen zu lindern und den Weg zu einem gesünderen und erfüllteren Leben zu ebnen.

Bitte beachten Sie, dass die Informationen in diesem Artikel keinen Arztbesuch ersetzen können und nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden sollten