Ohrgeräusche (Tinnitus)
Tinnitus: Ursachen, Symptome und Häufigkeit
Was ist ein Tinnitus?
Tinnitus, umgangssprachlich als “Ohrgeräusche” bezeichnet, ist ein Phänomen, bei dem Betroffene anhaltende Ohrgeräusche wahrnehmen, ohne dass es einen äußeren Anlass dafür gibt. Während viele Menschen gelegentlich Ohrgeräusche nach lauten Ereignissen wie Konzerten erleben, hören Menschen mit Tinnitus diese Geräusche ständig, was ihr Leben stark beeinträchtigen kann.
Symptome eines Tinnitus
Die Symptome eines Tinnitus sind vielfältig und können unterschiedliche Geräusche umfassen, wie Klingeln, Summen, Pfeifen, Rauschen, Brummen, Klopfen oder Klicken. Diese Geräusche können in einem oder beiden Ohren auftreten und sich manchmal so anfühlen, als kämen sie aus dem Kopf oder von außerhalb des Körpers. Ein Tinnitus kann konstant vorhanden sein oder in Intervallen auftreten. In den meisten Fällen beeinträchtigt der Tinnitus nicht das normale Hörvermögen.
Ursachen eines Tinnitus
Die Ursachen für einen Tinnitus können vielfältig sein. Häufig wird er durch Lärm verursacht, der die Sinneszellen der Hörschnecke im Innenohr schädigt. Dies betrifft insbesondere Menschen, die regelmäßig starkem Lärm ausgesetzt sind. Ein akustisches Trauma, wie etwa ein lauter Knall oder eine Explosion, kann ebenfalls einen Tinnitus auslösen. Weitere mögliche Ursachen sind ein verstopfter Gehörgang durch Ohrenschmalz, eine chronische Mittelohrentzündung, ein geplatztes Trommelfell, die Knochenerkrankung Otosklerose im Mittel- und Innenohr, die Menière-Krankheit mit Symptomen wie Tinnitus, Schwindel und Hörverlust sowie Probleme mit den Kiefermuskeln oder dem Kiefergelenk. In seltenen Fällen können auch bestimmte Medikamente, wie in sehr hoher Dosierung Acetylsalicylsäure (ASS), Ohrgeräusche verursachen.
Es gibt jedoch auch Fälle, in denen keine spezifische Ursache für den Tinnitus gefunden werden kann. In solchen Fällen sprechen Mediziner von einem primären oder idiopathischen Tinnitus, bei dem die genaue Ursache unbekannt ist.
Häufigkeit von Tinnitus
Tinnitus ist keine seltene Erscheinung. Etwa 5 bis 15 Prozent aller Erwachsenen erleben irgendwann länger anhaltende Ohrgeräusche. Von diesen Betroffenen sind etwa 10 bis 20 Prozent so stark beeinträchtigt, dass eine Behandlung notwendig ist.
Die genauen Mechanismen, die zur Entstehung von Tinnitus führen, sind noch nicht vollständig erforscht. Eine Theorie besagt, dass durch Lärmschäden oder Reizungen der Hörsinneszellen in der Hörschnecke des Innenohrs keine Signale mehr an das Gehirn weitergeleitet werden. Dies könnte dazu führen, dass Nervenzellen im Hörzentrum des Gehirns verstärkt aktiv sind und “Phantomgeräusche” melden, ähnlich wie bei der Entstehung von Phantomschmerzen nach einer Amputation.
Obwohl es Diskussionen darüber gibt, ob Stress einen Tinnitus auslösen kann, ist der genaue Zusammenhang unklar. Entspannungsmaßnahmen haben bisher keinen direkten Einfluss auf die Ohrgeräusche gezeigt.
Tinnitus: Verlauf, Vorbeugung und Behandlung
Verlauf eines Tinnitus
Der Verlauf eines Tinnitus kann nicht genau vorhergesagt werden. Wenn die Ursache bekannt und behandelbar ist, kann der Tinnitus oft verschwinden. In Fällen, in denen die Ursache unklar ist, kann der Tinnitus jedoch anhalten und chronisch werden. Bei einigen Menschen mit Tinnitus wird das Gehör empfindlicher, was zu Schallüberempfindlichkeit (Hyperakusis) führen kann. Dies bedeutet, dass laute Umgebungen als unangenehm empfunden werden.
Ein chronischer Tinnitus kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und zu Schlaf- und Konzentrationsstörungen führen. In schweren Fällen ziehen sich Betroffene zurück und unternehmen weniger, was sogar eine Depression auslösen kann. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Beschwerden im Laufe der Zeit abnehmen können.
Vorbeugung eines Tinnitus
Um einem Tinnitus vorzubeugen, ist es wichtig, sich vor zu lauten Geräuschen und Lärm zu schützen. Es ist ratsam, sehr laute Orte entweder zu meiden oder nur mit Gehörschutz wie Ohrstöpseln zu betreten. Auf diese Weise kann das Risiko, einen Tinnitus zu entwickeln, reduziert werden. Darüber hinaus kann diese Maßnahme dazu beitragen, dass ein bereits bestehender Tinnitus nicht chronisch wird.
Diagnose eines Tinnitus
Zur Diagnose eines Tinnitus fragt die Ärztin oder der Arzt zunächst nach den genauen Beschwerden, wie die Ohrgeräusche klingen und wann sie auftreten. Auch das Vorhandensein von begleitenden Symptomen wie Ohrenschmerzen oder Druckgefühl im Ohr wird erfragt.
Die Diagnose eines Tinnitus beinhaltet oft die Untersuchung des Gehörgangs und Hörtests. In einigen Fällen kann auch eine zahnärztliche Untersuchung sinnvoll sein, um Probleme im Kieferbereich auszuschließen.
Die Ärztin oder der Arzt unterscheidet verschiedene Arten von Tinnitus anhand der Untersuchungsergebnisse:
– Subjektiver und objektiver Tinnitus: Ein subjektiver Tinnitus kann nur vom Betroffenen selbst wahrgenommen werden und kann auf Störungen des Hörapparats oder der zugehörigen Nerven zurückzuführen sein. Ein seltener objektiver Tinnitus kann von der Ärztin oder dem Arzt ebenfalls wahrgenommen werden, z.B., wenn Pulsgeräusche aus einem verengten Blutgefäß die Ursache sind.
– Primärer und sekundärer Tinnitus: Ein primärer oder idiopathischer Tinnitus liegt vor, wenn keine klare Ursache festgestellt werden kann. Ein sekundärer Tinnitus hat eine erkennbare Ursache, wie ein geplatztes Trommelfell oder eine Gefäßerkrankung.
– Akuter und chronischer Tinnitus: Ein Tinnitus, der länger als 3 Monate anhält, wird als chronisch betrachtet.
– Verschiedene Schweregrade: Ein Tinnitus kann von schwach und kaum störend bis hin zu deutlich und ständig hörbar variieren. Schwerwiegender Tinnitus kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen und Schlaf- sowie Konzentrationsstörungen verursachen.
Behandlung eines Tinnitus
Die Behandlung eines Tinnitus hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Wenn eine spezifische Erkrankung identifiziert wird, erfolgt die Behandlung dieser Erkrankung, was oft dazu führt, dass der Tinnitus verschwindet.
Wenn die Ursache des Tinnitus nicht feststellbar ist, zielen die Maßnahmen darauf ab, die Beschwerden zu lindern und Möglichkeiten zu finden, ein gutes Leben trotz Tinnitus zu führen. In Fällen von Hörverlust aufgrund des Tinnitus kann auch die Verwendung eines Hörgeräts in Betracht gezogen werden.
Es gibt verschiedene Ansätze zur Behandlung von Ohrgeräuschen, einschließlich pflanzlicher Präparate, Nahrungsergänzungsmittel, Kortison und Carbamazepin. Es gibt jedoch keine nachgewiesene Wirksamkeit dieser Mittel bei Tinnitus, und einige können Nebenwirkungen haben.
Eine gut erforschte Therapieoption ist die kognitive Verhaltenstherapie, bei der Betroffene lernen, besser mit einem chronischen Tinnitus umzugehen. Diese Therapie kann zwar die Ohrgeräusche nicht beseitigen, aber die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.
Bei einem plötzlichen Tinnitus wird oft sofort eine Infusionstherapie, z.B., mit Kochsalz, angeboten, insbesondere wenn der Tinnitus mit einem Hörsturz einhergeht. In einigen Fällen wird auch eine Infusion mit Hydroxyethylstärke (HES) gegeben, obwohl Studien bisher keine Wirksamkeit dieser Behandlung bei Tinnitus gezeigt haben und schwere allergische Reaktionen als Nebenwirkung auftreten können.