Milzbrand

Anthrax

Milzbrand (Anthrax) ist eine seltene, aber äußerst gefährliche Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Bacillus anthracis verursacht wird. Der Name “Milzbrand” leitet sich vom griechischen Wort “Anthrax” ab, was “Kohle” bedeutet, und bezieht sich auf die schwarze Verfärbung der betroffenen Stellen im Körper.
Es gibt vier verschiedene Formen von Milzbrand, je nachdem, welcher Teil des Körpers betroffen ist:
1. Hautmilzbrand: Diese Form ist die häufigste und beginnt mit erbsengroßen Verdickungen an den infizierten Stellen, vor allem an Händen, Armen, Hals und Gesicht. Diese Verdickungen entwickeln sich zu flüssigkeitsgefüllten Blasen und schließlich zu Geschwüren mit schwarzem Schorf. Es ist wichtig zu beachten, dass Hautmilzbrand normalerweise nicht schmerzhaft ist.
2. Lungenmilzbrand: Anfangs ähneln die Symptome denen einer Erkältung. Innerhalb von ein bis drei Tagen verschlechtern sich die Symptome jedoch erheblich, mit hohem Fieber und der Möglichkeit einer Blutvergiftung (Sepsis) sowie Herz-Kreislauf-Versagen.
3. Magen-Darm-Milzbrand: Diese Form äußert sich anfangs wie eine Magenverstimmung mit Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Fieber und Blähungen. Später können blutige Durchfälle und eine Bauchfellentzündung auftreten.
4. Injektionsmilzbrand: Hier beginnen die Symptome an der Einstichstelle, oft begleitet von schmerzhaften Schwellungen. Es können Entzündungen der Haut, des Gewebes darunter sowie Beeinträchtigungen des Nervensystems und des Magen-Darm-Trakts auftreten.
Eine schwerwiegende Komplikation, die sich aus jeder Form des Milzbrands entwickeln kann, ist die Milzbrandmeningitis. Sie äußert sich plötzlich mit Kopfschmerzen, hohem Fieber, Verwirrung, Zittern und Muskelschmerzen und führt fast immer zum Tod.
Die Ursache von Milzbrand sind die extrem widerstandsfähigen Sporen des Bakteriums Bacillus anthracis, die von Tieren oder tierischen Produkten auf den Menschen übertragen werden. Dies macht Milzbrand zu einer Zoonose, einer Krankheit, die von Tieren auf Menschen übergeht. Infizierte Tiere, insbesondere Paarhufer wie Schweine, Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen, spielen eine entscheidende Rolle bei der Übertragung. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass eine Ansteckung von Mensch zu Mensch in der Regel nicht vorkommt, außer durch direkten Kontakt mit infizierten Hautstellen oder Wundflüssigkeit.
Die Übertragung der verschiedenen Formen von Milzbrand erfolgt auf unterschiedliche Weisen:
– Hautmilzbrand: Direkter Kontakt mit infizierten Tieren oder kontaminierten tierischen Produkten.
– Lungenmilzbrand: Einatmen von Sporen, was häufiger bei absichtlicher Freisetzung als biologische Waffe geschieht.
– Magen-Darm-Milzbrand: Aufnahme von Teilen eines erkrankten Tieres.
– Injektionsmilzbrand: Verunreinigte Substanz, oft im Zusammenhang mit Drogenkonsum.
Die Häufigkeit von Milzbrand ist in Deutschland sehr gering, mit dem letzten Fall von Hautmilzbrand im Jahr 1994. Es gab jedoch vereinzelte Fälle bei Drogenkonsumenten seit dem Jahr 2000 und einen Ausbruch unter Kühen in Deutschland im Jahr 2012. In Entwicklungsländern tritt die Krankheit häufiger auf.

Der Schutz vor Milzbrand (Anthrax) ist von entscheidender Bedeutung, insbesondere für Personen, die ein erhöhtes Risiko haben, mit den Milzbranderregern in Kontakt zu kommen. Hier sind einige wichtige Maßnahmen und Informationen, um sich vor dieser gefährlichen Krankheit zu schützen:
1. Vermeiden Sie ungeschützten Kontakt mit erkrankten Tieren oder Tierprodukten:
Personen, die beruflich mit Tieren arbeiten, insbesondere in der Land- und Forstwirtschaft, sollten Vorsichtsmaßnahmen treffen und direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder tierischen Produkten vermeiden.
2. Impfung:
Für bestimmte Personengruppen steht eine Impfung gegen Milzbrand zur Verfügung. In Deutschland wurde ein Impfstoff zur aktiven Immunisierung von Erwachsenen zugelassen, die ein hohes Risiko haben, mit Milzbranderregern in Kontakt zu kommen. Dies gilt auch für bestimmte Berufsgruppen, wie Soldaten oder Personen, die mit Milzbrandbakterien arbeiten.

Diagnose von Milzbrand:

Die Diagnose von Milzbrand kann schwierig sein, da die Symptome denen anderer häufiger vorkommender Infektionskrankheiten ähneln. Ärzte müssen andere mögliche Ursachen in Betracht ziehen. Die Diagnose erfordert normalerweise Blutproben, Abstriche oder Gewebeproben der Haut. Es ist wichtig, dass diese Proben vor Beginn der Antibiotikatherapie entnommen werden, um den Erreger zu identifizieren. Die Diagnose erfolgt nur in speziellen Labors mit strengen Sicherheitsvorkehrungen.

Behandlung von Milzbrand:

Die Therapie von Milzbrand hängt von der Symptomatik und der Schwere der Erkrankung ab. Antibiotika stehen je nach Bedarf zur Verfügung und sollten so früh wie möglich eingesetzt werden, da die Erkrankung unbehandelt schnell tödlich enden kann. Die Wahl der Antibiotika erfolgt je nach Schwere des Krankheitsverlaufs und kann auch eine Kombination von Medikamenten umfassen.
In einigen Fällen, insbesondere wenn die Bakterien bereits viele Giftstoffe produziert haben, kann die Antibiotikatherapie weniger wirksam sein. Bei Lungenmilzbrand können zusätzlich Antikörper gegen die Bakterien-Giftstoffe eingesetzt werden, obwohl diese Behandlungsoption nur in den USA zugelassen ist.
Im Falle von Injektionsmilzbrand, bei dem Haut und Weichgewebe betroffen sind, kann es notwendig sein, die betroffenen Bereiche in einer Operation zu entfernen.

Schutz beim Umgang mit Betroffenen:

Das Risiko, sich bei einer infizierten Person anzustecken, ist äußerst gering, jedoch ist Vorsicht geboten. Schutzmaßnahmen, die vor allem für das Klinikpersonal gelten, umfassen das Tragen von Schutzhandschuhen, Schutzkitteln, Mund-Nasen-Schutz und Augenschutz. Die Desinfektion von Händen und Oberflächen mit speziellen Mitteln, die die Sporen bekämpfen können, ist ebenfalls wichtig. Wenn möglich, sollten infizierte Patienten in Einzelzimmern untergebracht werden.
Es ist von größter Bedeutung zu betonen, dass Milzbrand eine meldepflichtige Krankheit ist. Bei Verdacht auf Bioterrorismus, da der Erreger in der Vergangenheit als biologische Waffe eingesetzt wurde, leitet das zuständige Gesundheitsamt alle notwendigen Schritte ein.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Informationen in diesem Artikel einen Arztbesuch nicht ersetzen können und nicht zur Selbstbehandlung verwendet werden sollten. Bei Verdacht auf Milzbrand sollte umgehend medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.