Kniearthrose (Gonarthrose)

Was ist eine Kniearthrose?

Kniearthrose, auch als Kniegelenksarthrose oder Gonarthrose bekannt, äußert sich zunächst in Knieschmerzen, die vorwiegend bei Belastung auftreten. Dieser schmerzhafte Zustand resultiert aus dem Abbau des Gelenkknorpels, der die Knochenenden im Kniegelenk normalerweise schützt.
Entgegen der weitverbreiteten Annahme, dass Kniearthrose eine Schonung der Kniegelenke erfordert, ist das genaue Gegenteil der Fall. Gut entwickelte Muskulatur stabilisiert und schützt die Gelenke. Bewegung spielt eine entscheidende Rolle bei der Versorgung des Gelenkknorpels mit Nährstoffen. Daher sind Bewegungs- und Trainingsübungen von großer Bedeutung, um den Knorpel und das Gelenk gesund zu erhalten. Bei Übergewicht kann schon eine leichte Gewichtsabnahme das Kniegelenk entlasten.

Symptome einer Kniearthrose:

– Anfangs treten Knieschmerzen nur bei Belastung auf, später jedoch häufiger und intensiver.
– Die Schmerzen können auch im Ruhezustand oder nachts auftreten und den Schlaf beeinträchtigen.
– Steifheit der Gelenke nach Ruhephasen, vor allem morgens oder abends.
– Je nachdem, welcher Teil des Knies betroffen ist, können Schmerzen an der Innen- oder Außenseite des Knies auftreten.
– Schmerzen unter der Kniescheibe zeigen sich besonders beim Aufstehen und Treppensteigen.
In fortgeschrittenen Stadien der Kniearthrose können die Schmerzen auch im Ruhezustand anhalten und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Das Kniegelenk kann druckempfindlich und steif werden, was zu einer Schwächung der Muskeln und Bänder führt und das Gelenk instabil erscheinen lässt.

Ursachen und begünstigende Faktoren:

Kniearthrose entsteht, wenn der Gelenkknorpel, der die Knochenenden im Kniegelenk bedeckt, sich abnutzt, rissig wird und dünner wird. Dieser Knorpel hat eine begrenzte Fähigkeit zur Selbstheilung, sodass einmal entstandene Schäden bestehen bleiben.

Es gibt mehrere Ursachen und begünstigende Faktoren, darunter:
– Verletzungen des Kniegelenks, wie Meniskusschäden, Kreuzbandrisse, Verrenkungen der Kniescheibe oder Knochenbrüche nahe dem Knie.
– Übergewicht, insbesondere bei einem Body-Mass-Index (BMI) über 30, belastet die Gelenke stark und erhöht das Risiko für Kniearthrose.
– Häufige und intensive Belastungen des Knies, beispielsweise bei beruflichen Tätigkeiten, die häufiges Knien, Hocken oder schweres Heben erfordern.
– Anatomische Faktoren wie unterschiedlich lange Beine oder Kniefehlstellungen (X- und O-Beine).

Es ist wichtig zu betonen, dass Bewegung nicht die Kniegelenke zusätzlich belastet, sondern im Gegenteil für die Gesundheit der Gelenke förderlich ist. Bewegungsmangel kann die Gelenke schwächen und beeinträchtigt den Gelenkknorpel, der auf Bewegung angewiesen ist, um optimal funktionieren zu können.
Die Prävalenz von Kniearthrose nimmt mit dem Alter zu. Etwa 10 bis 15 Prozent der Menschen über 60 Jahre sind von Kniearthrose betroffen, wobei Frauen etwas häufiger betroffen sind als Männer.

Verlauf und Diagnose der Kniearthrose:

Eine Kniearthrose bedeutet nicht zwangsläufig, dass ein Gelenkersatz notwendig wird. Viele Menschen können trotz der Beschwerden ihren Alltag gut bewältigen. Der Verlauf einer Kniearthrose ist individuell und nicht immer vorhersagbar. In einer umfangreichen niederländischen Studie, in der Menschen mit Kniearthrose über fünf Jahre hinweg untersucht wurden, zeigte sich eine Vielfalt von Verlaufsmustern:
– Etwa 60 Prozent der Betroffenen hatten mittelstarke Schmerzen, die entweder leicht zunahmen oder sogar nachließen.
– Bei 25 Prozent blieben die Schmerzen leicht und konstant.
– 10 Prozent hatten starke und konstante Schmerzen.
– Bei 5 Prozent traten anfänglich leichte Schmerzen auf, die im Laufe der Jahre deutlich stärker wurden.
Es ist wichtig zu beachten, dass Arthroseschmerzen in Schüben auftreten können, bei denen Phasen stärkerer Beschwerden mit beschwerdefreien oder milderen Phasen abwechseln. Unerwünschte Bewegungen oder kleine Verletzungen können vorübergehend die Arthroseschmerzen verstärken, diese verschwinden jedoch oft von selbst.
Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass bei stark fortgeschrittener Arthrose der Knorpel an einigen Stellen so abgenutzt sein kann, dass der Knochen freiliegt. Dies kann zu Schäden am Meniskus, schwächeren Muskeln und gelockerten Bändern führen. Darüber hinaus kann sich vermehrt Gelenkflüssigkeit ansammeln (Gelenkerguss), was ebenfalls schmerzhaft sein kann.
Die Diagnose einer Kniearthrose erfolgt in der Regel aufgrund von Symptomen wie wiederkehrenden oder anhaltenden Schmerzen und zeitweiliger Steifheit des Knies. Der Arzt oder die Ärztin wird den Bewegungsumfang des Kniegelenks überprüfen, die Beinstellung betrachten und nach anderen möglichen Ursachen für die Schmerzen suchen, wie beispielsweise Meniskus- oder Bandverletzungen.
Normalerweise reicht eine Röntgenaufnahme des Knies aus, um eine Arthrose zu diagnostizieren. Speziellere Untersuchungen wie eine Röntgenaufnahme des gesamten Beins, eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) sind normalerweise nicht erforderlich. Nach der Diagnose sind keine regelmäßigen Röntgenkontrollen erforderlich, da die Behandlung auf Grundlage der Symptome erfolgt.

Behandlung der Kniearthrose:

Die Behandlung der Kniearthrose kann vielfältig sein und hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das Fortschreiten der Arthrose, das Vorhandensein von Begleiterkrankungen und die individuellen Erwartungen des Patienten.

Es ist wichtig, trotz einer Kniearthrose so aktiv wie möglich zu bleiben. Studien zeigen, dass regelmäßige Kräftigungs- und Beweglichkeitsübungen dazu beitragen können, Schmerzen zu lindern und die Gelenkfunktion zu verbessern. Bei Übergewicht kann eine Gewichtsabnahme die Gelenke entlasten, wobei eine Reduktion von mehr als 5 Prozent des Körpergewichts die Beweglichkeit verbessern und die Schmerzen mildern kann.
Es wird oft empfohlen, auf gut sitzende Schuhe mit dämpfenden Sohlen zu achten, die das Fußgewölbe stützen und ausreichend Platz für die Zehen bieten. Schuhe mit hohen Absätzen sind dagegen ungünstig.
Zu den weiteren Behandlungsansätzen für Kniearthrose gehören:
– Schuheinlagen, Orthesen und Entlastungsschuhe: Diese Maßnahmen sind risikoarm und können ausprobiert werden, obwohl ihre Wirkung noch nicht ausreichend erforscht ist.
– Entzündungshemmende Schmerzmittel zum Auftragen auf das betroffene Gelenk: Diese Gele mit Wirkstoffen wie Diclofenac können bei einigen Menschen die Schmerzen lindern und stellen eine einfache und nebenwirkungsarme Behandlungsoption dar.
– Entzündungshemmende Schmerzmittel zum Einnehmen: Medikamente wie Diclofenac, Ibuprofen und Etoricoxib haben nachweislich eine schmerzlindernde Wirkung bei Kniearthrose. Paracetamol ist bei dieser Erkrankung nicht wirksam.
– Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide: Diese sind oft nicht effektiver als entzündungshemmende Schmerzmittel, weisen jedoch mehr Nebenwirkungen auf und können abhängig machen.
– Akupunktur: Studien deuten darauf hin, dass Akupunktur bei Kniearthrose Schmerzen lindern kann, jedoch nicht besser als eine Placebo-Akupunktur, bei der die Nadeln nur oberflächlich oder an untypischen Stellen platziert werden.
– Injektionen ins Gelenk: Kortisonspritzen können die Beschwerden für bis zu 8 Wochen lindern, aber bei wiederholter Anwendung den Knorpel schädigen. Hyaluronsäure-Injektionen sind umstritten und in aussagekräftigen Studien nicht besser als Kochsalzlösungen erwiesen.
– Gelenkersatz: Bei fortgeschrittener Kniearthrose kann ein künstliches Kniegelenk eine deutliche Linderung der Beschwerden bringen. Eine aktive Rehabilitation nach der Operation ist wichtig, um sich an das neue Knie zu gewöhnen.
– Umstellungs-Osteotomie: Dieses Verfahren kann in einigen Fällen als Alternative zum Gelenkersatz in Betracht gezogen werden. Dabei werden Fehlstellungen korrigiert, die das Knie einseitig belasten.

Es ist wichtig zu beachten, dass es viele Produkte und Therapien gibt, deren Nutzen bei Kniearthrose nicht nachgewiesen ist. Dazu gehören Duloxetin, pflanzliche Präparate wie Teufelskralle oder Weihrauchextrakt, Nahrungsergänzungsmittel mit Chondroitin oder Glucosamin, Lebensmittel oder Extrakte auf Basis von Soja, Avocado oder Curcumin (Kurkuma), Ultraschalltherapien, transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS), Blutegeltherapie, Hochtontherapie, Magnetfeldtherapie und Mikrowellentherapie.

Es ist ratsam, vor einer geplanten Kniegelenkersatzoperation eine unabhängige ärztliche Zweitmeinung einzuholen, um die bestmögliche Entscheidung zu treffen.

Die Entscheidungshilfe von gesundheitsinformation.de kann bei der Abwägung der Vor- und Nachteile eines Gelenkersatzes hilfreich sein.