Keuchhusten (Pertussis)
Auf einen Blick:
Die Infektionskrankheit Keuchhusten wird durch Bakterien ausgelöst und kann den Organismus stark belasten. Die Erkrankung betrifft nicht nur Kinder, sondern auch zunehmend Jugendliche und Erwachsene. Impfungen sind entscheidend, um schwere Komplikationen zu verhindern, sollten aber regelmäßig aufgefrischt werden.
– Keuchhusten wird von Bakterien der Gattung Bordetella verursacht und ist hochansteckend.
– Charakteristisch sind starke Hustenanfälle, begleitet von Keuchen und pfeifender Atmung.
– Nicht nur Kinder erkranken, auch Jugendliche und Erwachsene können betroffen sein, wobei der Verlauf oft milder ist.
– Die Krankheit kann Wochen bis Monate dauern.
– Eine Behandlung mit Antibiotika kann den Verlauf nur mildern, wenn frühzeitig begonnen wird.
– Menschen, die bereits Keuchhusten hatten, können erneut erkranken, da die Schutzwirkung der Impfung nicht lebenslang anhält.
Was ist Keuchhusten?
Keuchhusten, auch Pertussis genannt, ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien der Gattung Bordetella verursacht wird. Der Name leitet sich vom lateinischen Wort “tussis” für Husten und “per” für sehr ab, was auf das Hauptsymptom hinweist: heftige Hustenanfälle, begleitet von hörbar erschwerter Atmung.
Diese Erkrankung ist schwerwiegend, insbesondere bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen. Sie betrifft jedoch zunehmend auch Erwachsene, bei denen der Verlauf oft milder ist.
Die Krankheit kann über Wochen oder sogar Monate hinweg anhalten. Obwohl sehr schwere Verläufe selten sind, können sie zum Tod führen. Neugeborene und Säuglinge im ersten Lebenshalbjahr sind besonders gefährdet und sollten bei Verdacht auf Keuchhusten vorsorglich stationär überwacht werden, da die Krankheit Atemstillstände verursachen kann.
Symptome von Keuchhusten:
Bei nicht geimpften Personen, die erstmalig infiziert sind, verläuft die Krankheit typischerweise in drei Phasen. Zu Beginn können grippeähnliche Symptome wie leichter Husten, Schnupfen, Schwächegefühl und möglicherweise leichtes Fieber auftreten.
Die charakteristischen und namensgebenden Symptome von Keuchhusten sind jedoch starke, krampfartige Hustenanfälle, begleitet von einem pfeifenden Geräusch beim Einatmen, da die Betroffenen nach Luft ringen. Während der Hustenanfälle wird oft die Zunge herausgestreckt, und die Gesichtsfarbe kann blau werden. Die Patienten würgen häufig zähen Schleim hervor oder erbrechen sich.
Ursachen von Keuchhusten:
Der Hauptverursacher von Keuchhusten ist das Bakterium Bordetella pertussis. Obwohl auch andere Bakterien wie Bordetella parapertussis und Bordetella holmesii Keuchhusten verursachen können, ist der Verlauf normalerweise milder und kürzer.
Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion, wenn Bakterientröpfchen, die beim Sprechen, Niesen oder Husten ausgestoßen werden, auf die Schleimhaut einer anderen Person gelangen. Die Ansteckungsgefahr ist sehr hoch, und etwa 80 bis 90 Prozent der Personen in der Nähe eines Erkrankten können infiziert werden.
Die Ansteckungsfähigkeit kann bis zu drei Wochen dauern, wobei sie in den ersten beiden Wochen am höchsten ist. Eine antibiotische Behandlung kann die Ansteckungsfähigkeit auf bis zu sieben Tage nach Therapiebeginn reduzieren.
Häufigkeit von Keuchhusten:
Weltweit zählt Keuchhusten zu den häufigsten Infektionskrankheiten bei Kindern, doch auch Jugendliche und Erwachsene sind gefährdet. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 10.300 Fälle von Keuchhusten gemeldet, aber die Dunkelziffer liegt deutlich höher.
Obwohl die Impfquote bei Säuglingen und Kleinkindern hoch ist, hält der Impfschutz nicht lebenslang an. Das bedeutet, dass Personen nach einer überstandenen Infektion oder Impfung erneut erkranken können.
Verlauf der Erkrankung:
Der Verlauf von Keuchhusten hängt maßgeblich vom Impfschutz ab.
Bei der Erstinfektion nicht geimpfter Personen verläuft die Krankheit typischerweise in drei Phasen. Anfangs ähneln die Symptome einer normalen Erkältung mit Schnupfen, leichtem Husten, und möglicherweise leichtem Fieber.
In der folgenden Phase verschlimmert sich der Husten, entwickelt sich zu heftigen, krampfartigen Hustenanfällen mit pfeifender Atmung. Diese Anfälle können bis zu 50 Mal innerhalb von 24 Stunden auftreten und sind äußerst belastend. Dabei können die Betroffenen zähen Schleim aushusten oder sich übergeben. Fieber ist selten oder gering ausgeprägt, aber die Patienten verlieren oft den Appetit und fühlen sich geschwächt. Diese Phase kann vier bis sechs Wochen dauern.
In den folgenden sechs bis zehn Wochen klingen die Symptome ab, und die Patienten erholen sich.
Hinweis:
Es ist wichtig zu betonen, dass die häufigste Komplikation von Keuchhusten eine Lungenentzündung ist, die vor allem Säuglinge und ältere Menschen betrifft. Bei nicht geimpften Säuglingen kann der Verlauf untypisch sein, und sie haben ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Komplikationen, wie Atemstillstände. Deshalb sollten Säuglinge unter sechs Monaten bei Verdacht auf Keuchhusten im Krankenhaus überwacht und behandelt werden. Todesfälle aufgrund von Keuchhusten sind selten, treten jedoch bei Neugeborenen und Säuglingen häufiger auf als bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Jugendliche, Erwachsene und viele geimpfte Kinder haben normalerweise einen milder verlaufenden Husten, der nicht so typisch ist und bei dem es seltener zu Erbrechen kommt. Daher wird die Erkrankung bei dieser Altersgruppe oft nicht diagnostiziert.
Impfung gegen Keuchhusten
Was lässt sich mit einer Impfung erreichen?
Menschen, die bereits Keuchhusten hatten, können erneut erkranken, da eine Impfung keinen vollständigen Schutz bietet. Dennoch wird die Impfung gegen Keuchhusten in allen Altersgruppen empfohlen, da sie den Verlauf der Erkrankung bei Geimpften erleichtert. Diese Empfehlung stammt von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut.
Grundimmunisierung
Die Impfung wird insbesondere für Säuglinge empfohlen und beginnt mit einer Grundimmunisierung. Falls diese im Kindesalter versäumt wurde, kann sie bis ins Erwachsenenalter nachgeholt werden.
Die Grundimmunisierung besteht aus drei Einzelimpfungen, die zu den folgenden Zeitpunkten empfohlen werden:
1. Impfung: Ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat (nach der neunten Woche).
2. Impfung: Nach dem vierten Lebensmonat.
3. Impfung: Am Ende des ersten Lebensjahres (im elften bis 14. Lebensmonat).
Auffrischungsimpfung
Der Impfschutz sollte in der Kindheit und Jugend zweimal aufgefrischt werden. Hierbei wird ein Kombinationsimpfstoff gegen Keuchhusten, Tetanus und Diphtherie verwendet. Die Auffrischungsimpfungen sind in folgenden Altersgruppen vorgesehen:
– Im Alter von fünf bis sechs Jahren.
– Im Alter von neun bis 17 Jahren.
Sobald die letzte Impfung gegen Keuchhusten mehr als zehn Jahre zurückliegt, wird allen Erwachsenen eine einmalige Auffrischungsimpfung empfohlen, auch wenn sie bereits als Kind oder Jugendlicher gegen Keuchhusten geimpft wurden.
Hinweis:
Seit März 2020 empfiehlt die STIKO schwangeren Frauen eine Impfung gegen Keuchhusten zu Beginn des dritten Trimesters jeder Schwangerschaft. Wenn ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten besteht, sollte die Impfung bereits im zweiten Trimester erfolgen. Dies dient dazu, Keuchhustenerkrankungen bei Neugeborenen und Säuglingen zu reduzieren.
Personen in Gesundheitsberufen wie Hebammen und Ärzteschaft sowie Menschen, die in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Altenheimen arbeiten, sollten sich alle zehn Jahre gegen Keuchhusten impfen lassen.
Engste Kontaktpersonen von Säuglingen, wie Großeltern, Babysitter oder Tagesmütter, sollten spätestens vier Wochen vor der Geburt eine Auffrischungsimpfung erhalten, es sei denn, sie wurden bereits in den letzten zehn Jahren gegen Keuchhusten geimpft.
Der Impfstoff steht nicht einzeln zur Verfügung, sondern wird in Form verschiedener Kombinationsimpfstoffe angeboten. Diese Impfungen bieten je nach “Kombipaket” auch Schutz vor anderen Krankheiten wie Tetanus, Diphtherie, Kinderlähmung (Polio), Influenza vom Typ B und Hepatitis B.
Wie wird Keuchhusten diagnostiziert?
Bei Kindern erfolgt die Diagnose oft aufgrund der charakteristischen Symptome. Ärzte können den typischen Husten auslösen, indem sie gezielt Druck auf die Zunge ausüben.
Da Keuchhusten bei Erwachsenen, älteren Kindern und Jugendlichen leicht mit einer gewöhnlichen Erkältung verwechselt werden kann, ist eine definitive Diagnose oft erst durch einen Labortest möglich. Dieser Test erfolgt bei anhaltendem Husten und kann Blutuntersuchungen sowie Abstriche des Nasen-Rachenraums umfassen.
Eine Labordiagnostik ist besonders wichtig, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
– Kontakt zu einer nachgewiesenen Keuchhustenerkrankung bestand.
-Hustenanfälle mit Keuchen oder Erbrechen auftreten.
-Der Husten länger als 14 Tage anhält.
-Säuglinge und Kleinkinder klassische Keuchhusten-Symptome zeigen, insbesondere krampfartiger Husten und Atemnot.
Hinweis:
Diese diagnostischen Empfehlungen gelten auch für Patienten, die gegen Keuchhusten geimpft wurden oder bereits an der Krankheit gelitten haben.
Wie wird Keuchhusten behandelt?
Antibiotika, antibakteriell wirkende Medikamente, können die Dauer und Schwere der Hustenattacken reduzieren. Sie sind jedoch nur in den ersten ein bis zwei Wochen nach Hustenbeginn wirksam. Eine Behandlung bis höchstens drei Wochen nach Beginn des Hustens kann dazu beitragen, die Verbreitung der Krankheit zu stoppen.
Hustensaft ist oft wenig hilfreich, aber schleimlösende Medikamente können helfen, zähen Schleim besser abzuhusten.
In schweren Fällen können Inhalationen mit Kortison erwogen werden, obwohl sie häufig keine spürbare Wirkung zeigen. Neugeborene und Säuglinge sollten immer im Krankenhaus überwacht werden, da sie den gebildeten Schleim noch nicht eigenständig abhusten können und ein erhöhtes Risiko für Atemstillstand besteht.
Worauf sollten Erkrankte und Eltern erkrankter Kinder achten?
Um Dehydratation durch Erbrechen zu verhindern, ist es wichtig, dass Patienten mit Keuchhusten ausreichend trinken. Während der Erkrankung können flüssige oder breiige Lebensmittel die normale, oft schwer zu verdauende Nahrung ersetzen.
Körperliche Anstrengung sollte vermieden werden, da sie Hustenanfälle auslösen kann. Spaziergänge an der frischen Luft können jedoch manchmal wohltuend sein.
Hinweis:
Keuchhusten ist eine meldepflichtige Krankheit. Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen dürfen frühestens fünf Tage nach Beginn einer Antibiotikatherapie wieder besucht werden. Ohne Therapie ist eine Rückkehr frühestens drei Wochen nach Krankheitsbeginn möglich.