HIV und Aids
Was ist HIV und was ist Aids?
HIV steht für das “Human Immunodeficiency Virus” und ist ein Virus, das die Zellen des Immunsystems infiziert, die normalerweise Krankheitserreger abwehren. HIV schwächt das Immunsystem, wodurch Betroffene an Krankheiten erkranken können, gegen die sie sich normalerweise schützen könnten. Wenn dies geschieht, sprechen Ärzte von Aids, was für “Acquired Immune Deficiency Syndrome” steht, also erworbenes Immunschwächesyndrom.
Wie äußert sich eine HIV-Infektion?
Die Symptome einer HIV-Infektion können je nach Stadium variieren. In den ersten Wochen nach der Ansteckung können grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen, Hautausschlag, Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten, allgemeines Schwächegefühl, gelegentlich Durchfall und selten Anzeichen einer Gehirnhautentzündung auftreten. Diese Symptome können jedoch auch auf andere Krankheiten hinweisen und sind nicht notwendigerweise Anzeichen einer HIV-Infektion.
Es können Monate oder sogar Jahre vergehen, ohne weitere Symptome, bis das Immunsystem stark geschädigt ist. In diesem Stadium treten verschiedene Krankheiten auf, da das Immunsystem nicht mehr effektiv gegen Krankheitserreger vorgehen kann. Dazu gehören Pilzinfektionen, Hauterkrankungen, Lungenentzündungen, Toxoplasmose, Zytomegalie und bestimmte Krebsarten.
Wie stecken sich Menschen mit HIV an?
HIV wird hauptsächlich über Körperflüssigkeiten übertragen, die beim Geschlechtsverkehr in Kontakt kommen. Dazu gehören Sperma, Scheidenflüssigkeit, Menstruationsblut und Flüssigkeiten auf der Darmschleimhaut. Wenn diese Flüssigkeiten mit Schleimhäuten oder offenen Wunden in Berührung kommen, kann das Virus übertragen werden.
Ein hohes Übertragungsrisiko besteht bei gemeinsamer Nutzung von Nadeln oder Injektionsbestecken, beispielsweise beim Drogenkonsum. Dieses Risiko kann durch Verwendung steriler Nadeln und Einwegzubehör stark reduziert werden.
Während der Schwangerschaft, vor allem aber während der Geburt, kann eine Mutter das Virus auf ihr Kind übertragen. Eine wirksame Behandlung der Mutter reduziert das Risiko für das Kind erheblich. Nach der Geburt kann das Virus auch durch das Stillen auf das Kind übertragen werden.
Wichtig zu wissen ist, dass das HI-Virus schwerer übertragbar ist als einige andere Viren oder Bakterien. Es wird nicht durch engen Hautkontakt oder die Luft übertragen. Husten, Niesen, Umarmen, Schmusen, Kuscheln, Streicheln, Petting, Küssen (auch Zungenküsse) und Insektenstiche stellen keine Übertragungsgefahr dar.
Auch Oralverkehr gilt als relativ sicher bezüglich einer HIV-Übertragung, obwohl andere sexuell übertragbare Infektionen (STIs) übertragen werden können.
In Deutschland ist das Risiko einer HIV-Übertragung durch Bluttransfusionen äußerst gering, mit weniger als einer Übertragung pro drei Millionen Transfusionen.
Wo kommt HIV vor?
HIV ist weltweit verbreitet, aber die Infektionsraten variieren stark. Derzeit sind hauptsächlich Regionen in Afrika, Asien, Süd- und Mittelamerika sowie Osteuropa betroffen. Die Anzahl der HIV-Infektionen und Todesfälle weltweit nimmt jedoch ab. Im Jahr 2000 gab es noch drei Millionen Neuinfektionen, während es 2017 nur noch 1,8 Millionen waren. Auch die Anzahl der Todesfälle aufgrund von Aids ging im gleichen Zeitraum von 1,5 Millionen auf eine Million zurück.
In Deutschland sind HIV-Infektionen meldepflichtig. Im Jahr 2019 haben sich etwa 3.105 Menschen neu infiziert, und etwa 88.400 Menschen leben hierzulande mit HIV.
Wie lässt sich einer HIV-Infektion vorbeugen?
Die Hauptübertragungsquelle für das HI-Virus ist sexueller Kontakt, wobei Kondome einen wirksamen Schutz bieten. Sie schützen nicht nur vor HIV, sondern auch vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen wie Chlamydien oder Hepatitis B. Frauen, die den Schutz nicht allein ihrem Partner überlassen möchten, können sogenannte Femidome verwenden, eine Art größere Kondome, die in die Vagina eingeführt werden.
Zusätzlich zum Geschlechtsverkehr kann auch Oralsex sicherer gestaltet werden. Dünne Latextücher, sogenannte Dental Dams, können verwendet werden, um das Übertragungsrisiko zu verringern. Dennoch ist es wichtig zu beachten, dass Kondome nach wie vor einen wichtigen Zusatzschutz bieten.
Es gibt keine Impfung gegen eine HIV-Infektion, aber die sogenannte Präexpositionsprophylaxe (PrEP) kann als vorbeugende Maßnahme eingesetzt werden. Die PrEP verhindert die Vermehrung des HI-Virus und bietet einen Schutz von über 95 Prozent vor einer HIV-Infektion. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die PrEP nicht vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen schützt.
Welche Tests werden bei einer HIV-Infektion durchgeführt?
Bei Verdacht auf eine HIV-Infektion nimmt der Arzt oder die Ärztin eine Blutprobe und sendet sie zur Analyse ins Labor. Dort werden zunächst Antikörper gegen HIV nachgewiesen. Dieser Test zeigt, ob das Immunsystem des Patienten bereits Kontakt mit HIV hatte und Antikörper dagegen gebildet hat. Diese Antikörper sind normalerweise etwa drei Wochen nach der HIV-Infektion nachweisbar. Ein negativer Antikörpertest schließt jedoch eine Infektion nicht aus, da Antikörper möglicherweise noch nicht in ausreichender Menge gebildet wurden. Ein positiver Antikörpertest bedeutet ebenfalls nicht zwangsläufig eine HIV-Infektion und muss durch weitere Tests bestätigt werden.
Seit 2018 sind Selbsttests für HIV-Infektionen in Apotheken erhältlich. Das Paul-Ehrlich-Institut bietet Informationen darüber, welche Tests wie sicher sind.
Wie wird eine HIV-Infektion behandelt?
Eine Heilung von HIV wäre gleichbedeutend mit der vollständigen Entfernung des Virus aus dem Körper, was aufgrund der Integration des Virus in das menschliche Erbgut bisher nicht möglich ist. Eine HIV-Infektion kann jedoch sehr gut behandelt werden, indem das Virus inaktiv gehalten wird, um die Entwicklung von Aids zu verhindern. Hierfür gibt es verschiedene Ansätze.
Wirksame Medikamente ermöglichen es HIV-positiven Menschen, ein nahezu normales Leben zu führen. Ihre Lebenserwartung ist vergleichbar mit der von Menschen ohne HIV-Infektion. Weder im Beruf noch in der Freizeit müssen sie sich einschränken. Die HIV-Therapie, auch antiretrovirale Therapie genannt, umfasst die tägliche Einnahme von Medikamenten, die verschiedene Wirkstoffe in Kombination enthalten. Diese Medikamente verhindern die Vermehrung von HIV und reduzieren die Anzahl infizierter Zellen erheblich, wodurch die Infektion nicht fortschreitet und die Erkrankung nicht ausbricht. Bei regelmäßiger Einnahme über mindestens sechs Monate ist es äußerst unwahrscheinlich, andere Menschen anzustecken.
Die antiretrovirale Therapie beseitigt das HI-Virus nicht vollständig aus dem Körper, daher müssen Menschen mit HIV diese Medikamente lebenslang einnehmen.
Wie sieht das Leben mit HIV aus?
Mit einer adäquaten Behandlung können Menschen mit HIV ein weitgehend normales Leben führen, vergleichbar mit anderen chronischen Erkrankungen. Sie sind nicht häufiger krank und können ihre beruflichen und persönlichen Aktivitäten uneingeschränkt ausüben. Dennoch erleben sie oft Diskriminierung und Ablehnung. Der jährliche Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember erinnert an diese Herausforderungen und ruft zu Solidarität auf.
Es ist wichtig zu betonen, dass Menschen mit HIV ein erfülltes Leben führen können, wenn sie die notwendige medizinische Betreuung und Unterstützung erhalten.
Ansprechpartner für HIV und Aids
Es gibt verschiedene Organisationen und Einrichtungen, die Informationen und Unterstützung im Zusammenhang mit HIV und Aids bieten:
– Die Webseite “Liebesleben” der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) informiert über Liebe, Sex und Schutz.
– Allgemeine Informationen und Beratung zu HIV und Aids finden Sie auf der Webseite der Deutschen Aidshilfe.
– Die Deutsche Aids-Stiftung bietet ebenfalls Informationen und Unterstützung in Bezug auf HIV und AIDS.
– Das “WIR – Walk in Ruhr, Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin” vermittelt Wissen und Ressourcen zu HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen.