Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME): Eine ernstzunehmende virusbedingte Infektion
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine schwerwiegende virusbedingte Infektionskrankheit, die durch Zecken übertragen wird. Sie kann zu einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute führen. In Deutschland infizieren sich jährlich zwischen 400 und 500 Menschen mit diesem Virus, was die Notwendigkeit von Aufklärung und Vorsicht in Risikogebieten betont.
Die Übertragung von FSME
Das FSME-Virus wird hauptsächlich von Waldmäusen und anderen Säugetieren getragen. Zecken, die sich von diesen Tieren ernähren, können das Virus aufnehmen und bei einem Stich in die Blutbahn eines Menschen übertragen. Dies ist jedoch nicht bei jedem Zeckenstich der Fall.
In seltenen Fällen kann auch der Konsum von infizierter Rohmilch zu einer FSME-Infektion führen. Hingegen geht von pasteurisierter Milch keine Gefahr aus.
Es ist wichtig zu beachten, dass der Name “Frühsommer-Meningoenzephalitis” suggeriert, dass diese Krankheit ausschließlich durch Zeckenstiche im Frühsommer ausgelöst wird. Dies ist jedoch nicht korrekt. Tatsächlich können Zecken das FSME-Virus das ganze Jahr über übertragen. In Deutschland ist das Risiko im Herbst am höchsten und im Frühjahr am niedrigsten. Zudem entwickelt nur etwa ein Drittel der mit dem Virus infizierten Personen eine Entzündung des zentralen Nervensystems (ZNS).
Symptome und Phasen der FSME
Die FSME zeigt typischerweise zwei Phasen:
Phase 1: Milder Verlauf In dieser Phase treten allgemeine Anzeichen wie Müdigkeit und grippeähnliche Symptome auf, darunter Fieber, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen. Auch Bauchschmerzen und Erbrechen können auftreten. Diese Symptome verschwinden normalerweise nach wenigen Tagen. Bei etwa 70 Prozent der erwachsenen Patienten beschränkt sich die Erkrankung auf diese Phase.
Phase 2: Schwerer Verlauf Etwa 30 Prozent der infizierten Erwachsenen erleben nach einer vorübergehenden Besserung einen erneuten Anstieg des Fiebers und eine Entzündung der Hirnhäute, des Gehirns und/oder des Rückenmarks.
Eine Hirnhautentzündung (Meningitis) tritt in dieser Phase bei etwa der Hälfte der Patienten auf. Sie leiden unter starkem Kopfschmerz, hohem Fieber und einem beeinträchtigten Allgemeinbefinden. Kinder können apathisch werden, in ein Koma fallen oder Krampfanfälle haben.
In etwa 40 Prozent der Fälle ist auch das Gehirn betroffen (Meningoenzephalitis), und bei rund 10 Prozent der FSME-Infizierten entzündet sich zusätzlich zum Gehirn auch das Rückenmark (Meningoenzephalomyelitis).
Wenn mehrere Teile des zentralen Nervensystems betroffen sind, kann dies zu Koordinationsstörungen, Schläfrigkeit, Desorientiertheit und Lähmungen führen. Auch Schädigungen der Hirnnerven können auftreten und sich durch Lähmungen im Gesicht sowie Hör-, Schluck- und Sprechstörungen bemerkbar machen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die FSME-Viren werden hauptsächlich durch Zecken, insbesondere den Gemeinen Holzbock, auf den Menschen übertragen. Diese Übertragung erfolgt innerhalb der ersten Stunden nach einem Zeckenstich.
Nicht jeder Zeckenstich führt jedoch zwangsläufig zu einer FSME-Infektion. Selbst in Risikogebieten tragen nur etwa 0,1 bis 5 Prozent der Zecken das FSME-Virus in sich. Zudem entwickeln nicht alle infizierten Personen schwere Symptome. Dies geschieht nur bei etwa jedem Dritten. Männer erkranken zudem etwa doppelt so häufig wie Frauen.
Verbreitung von FSME in Deutschland
Die FSME ist insgesamt gesehen eine seltene Krankheit, wobei im Jahr 2019 in Deutschland 441 Fälle gemeldet wurden. Fast 90 Prozent dieser Fälle traten in Bayern und Baden-Württemberg auf.
Die Risikogebiete in Deutschland umfassen Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen, Teile Hessens, sowie einzelne Landkreise in Rheinland-Pfalz, im Saarland, in Sachsen und in Niedersachsen. Personen, die in diesen Gebieten leben oder sich dort häufig aufhalten, sollten sich besonders der Gefahr bewusst sein und präventive Maßnahmen ergreifen.
Die Diagnose und Behandlung von FSME
Wenn der Verdacht auf eine FSME-Erkrankung besteht, ist eine umfassende Diagnose von entscheidender Bedeutung. Die Ärztin oder der Arzt wird folgende Fragen stellen und Untersuchungen durchführen:
1. Aufenthaltsort in einem FSME-Risikogebiet: Es ist wichtig zu ermitteln, ob die betroffene Person sich in einem Gebiet aufgehalten hat, in dem FSME verbreitet ist.
2. Erinnerung an einen Zeckenstich: Die Patientin oder der Patient wird gefragt, ob sie sich an einen Zeckenstich erinnern können. Dies kann ein Hinweis darauf sein, dass die Krankheit durch einen Zeckenbiss übertragen wurde.
3. Konsum von Rohmilchprodukten: Es wird ermittelt, ob die Person Produkte aus Rohmilch konsumiert hat, da in seltenen Fällen eine FSME-Infektion auf diese Weise übertragen werden kann.
4. Symptome: Die Ärztin oder der Arzt wird die Symptome der Patientin oder des Patienten erfragen, insbesondere grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerzen und Fieber.
Die Diagnose einer FSME-Infektion erfolgt oft durch eine Laboruntersuchung von Blut oder Nervenwasser (Liquor) auf das Vorhandensein von sogenannten IgM- und IgG-Antikörpern. In einigen Fällen kann auch eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns durchgeführt werden, um eventuelle Entzündungen oder Schädigungen zu erkennen.
Behandlung von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Leider gibt es keine direkte ursächliche Therapie gegen das FSME-Virus. Die Behandlung konzentriert sich daher darauf, die Symptome zu lindern und den Körper bei der Bekämpfung der Krankheit zu unterstützen. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören:
1. Bettruhe: Ruhe ist wichtig, um dem Körper die Möglichkeit zu geben, sich zu erholen.
2. Schmerzlindernde Medikamente: Um Kopf- und Gliederschmerzen zu reduzieren, können schmerzlindernde Medikamente verschrieben werden.
3. Fiebersenkende Medikamente: Bei hohem Fieber können fiebersenkende Medikamente verabreicht werden. Dies sollte jedoch erst ab einer Temperatur von 39 Grad Celsius erfolgen.
Es ist wichtig zu beachten, dass Kortisonhaltige Medikamente vermieden werden sollten, da sie die körpereigene Immunabwehr schwächen können.
Hinweis: Jeder Verdachtsfall einer FSME sollte stationär aufgenommen und klinisch überwacht werden, da sich in ungünstigen Fällen innerhalb von 24 Stunden schwere Lähmungen der Atmung und der Extremitäten (Beine, Arme) entwickeln können.
Schutz und Vorbeugung vor FSME
Die beste Methode, um sich vor FSME zu schützen, besteht aus zwei wichtigen Maßnahmen:
1. Schutzimpfung gegen FSME: Die Schutzimpfung ist äußerst wirksam und wird besonders Menschen in Risikogebieten empfohlen, insbesondere solchen, die beruflich viel im Wald oder auf Wiesen unterwegs sind. Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfungen, die mindestens 3 Jahre Schutz bieten. Auffrischungsimpfungen sind alle 3 bis 5 Jahre notwendig. Die Impfung ist gut verträglich und erhöht nicht die Schubrate bei Patienten mit multipler Sklerose.
2. Vermeidung von Zeckenstichen: Allgemeine Schutzmaßnahmen umfassen das Tragen von gut abschließender Kleidung, das Meiden von Unterholz, das Einreiben des Körpers mit Insektenschutzmitteln und die regelmäßige Überprüfung des Körpers auf Zecken.
Eine effektive Vorbeugung ist entscheidend, da FSME schwerwiegende Folgen haben kann. Menschen, die bereits eine FSME-Erkrankung hatten, sind lebenslang immun und können die Krankheit nicht erneut bekommen.
Rehabilitation bei FSME
Nach einer schweren FSME-Erkrankung kann eine medizinische Rehabilitation (Reha) erforderlich sein. Spezialisten wie Physiotherapeuten oder Logopäden unterstützen die Patienten dabei, die Folgen der FSME zu reduzieren oder zu überwinden.
Entfernung einer Zecke: So geht’s richtig
Im Falle eines Zeckenstichs ist es wichtig, die Zecke so schnell wie möglich zu entfernen, um die Wahrscheinlichkeit einer Erregerübertragung zu minimieren. Hier sind einige Schritte zur richtigen Zeckenentfernung:
– Verwenden Sie niemals Öl oder Klebstoff, um die Zecke zu entfernen.
– Nutzen Sie eine Pinzette, einen Zeckenhaken oder eine Zeckenkarte aus der Apotheke.
– Versuchen Sie, die Zecke nahe am Kopf und den Mundwerkzeugen zu greifen, nicht am Körper.
– Vermeiden Sie es, die Zecke zu quetschen.
– Ziehen Sie die Zecke langsam und gerade aus der Einstichstelle heraus.
– Nach der Entfernung sollte die Einstichstelle gründlich desinfiziert werden.
Die rechtzeitige Entfernung einer Zecke kann dazu beitragen, mögliche Infektionen zu verhindern. Je früher die Zecke entfernt wird, desto geringer ist das Risiko einer Übertragung von Krankheitserregern.
Bitte beachten Sie, dass die Informationen in diesem Artikel einen Arztbesuch nicht ersetzen können und nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung verwendet werden sollten.