Chronisches Fatigue-Syndrom

Was ist das chronische Fatigue-Syndrom (CFS)?

Das chronische Fatigue-Syndrom (CFS) ist gekennzeichnet durch anhaltende und schwere Erschöpfung, die den normalen Alltag erheblich beeinträchtigt. Weder Erholungspausen noch Schlaf bringen Besserung. Wenn zusätzlich Muskelschmerzen auftreten, spricht man von myalgischer Enzephalomyelitis (ME). Dieses Syndrom wird auch als systemische Belastungsintoleranz-Erkrankung bezeichnet.
Typisch für ME/CFS ist, dass sich die Symptome nach geringster Anstrengung verschlechtern können. Dies wird als postexertionelle Malaise (PEM) bezeichnet, die Tage bis Wochen anhalten kann.
Weitere Symptome von CFS sind:
– Konzentrationsstörungen und Gedächtnisprobleme.
– Schlafstörungen und nicht erholsamer Schlaf.
– Gelenk-, Muskel- und Kopfschmerzen.
– Darmbeschwerden.
– Schwindel.
– Kreislaufschwäche und Herzrasen beim Aufstehen.
– Stressempfindlichkeit.
– Reizempfindlichkeit, insbesondere gegenüber Licht und Geräuschen.
– Häufige und lang anhaltende Infektionen.
– Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Die Symptome können variabel sein und sich zeitweise bessern oder verschlechtern.

Wie kommt es zum chronischen Fatigue-Syndrom?

Die genaue Ursache des chronischen Fatigue-Syndroms (CFS) ist bisher nicht bekannt. Es wird angenommen, dass mehrere Faktoren zusammenwirken können, darunter Virusinfektionen, immunologische Veränderungen und erbliche Faktoren. Andere mögliche Auslöser sind Umweltgifte, Impfungen, Unfälle und belastende psychische Erlebnisse.
Untersuchungen bei Menschen mit CFS haben verschiedene Befunde ergeben, darunter erhöhte Konzentrationen von Entzündungsbotenstoffen im Blut, erhöhte Werte freier Radikale, gestörte Darmwandpermeabilität und Autoantikörperbildung gegen körpereigene Nervenzellen und Botenstoffe. Es wurde auch ein Ungleichgewicht von Botenstoffen wie Serotonin und Kortisol festgestellt.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Befunde auch bei anderen Erkrankungen auftreten können und allein nicht ausreichen, um die Diagnose CFS zu stellen.

Wie häufig ist das chronische Fatigue-Syndrom?

CFS kann in jedem Lebensalter auftreten, auch bei Kindern. Frauen haben bis zu vier Mal häufiger CFS als Männer, während bei Kindern Jungen und Mädchen gleichermaßen betroffen sind.
Es gibt keine genauen Angaben zur Prävalenz von CFS aufgrund unterschiedlicher Definitionen und Kriterien für die Diagnose. Das durchschnittliche Alter bei der Diagnose liegt zwischen 30 und 40 Jahren.

Wie verläuft das chronische Fatigue-Syndrom?

Der Verlauf von CFS ist variabel. Ein Drittel der Betroffenen erholt sich innerhalb der ersten fünf Jahre, benötigt jedoch häufig längere Erholungsphasen. Bei anderen bleibt die Erkrankung über Jahre bestehen, wobei die Symptome zeitweise verschwinden oder sich verschlechtern können. Die Fähigkeit, den Beruf wieder aufzunehmen, variiert, und einige Menschen benötigen langfristig Bettruhe oder einen Rollstuhl. Die Erkrankung kann auch zu Depressionen, Angststörungen und erhöhtem Druck führen. Der Alltag besteht oft darin, Verpflichtungen und Wünsche im Einklang mit den verfügbaren Kräften zu halten.

Wie wird das chronische Fatigue-Syndrom diagnostiziert?

Die Diagnose des chronischen Fatigue-Syndroms (CFS) kann herausfordernd sein, da es keine spezifischen Labortests oder bildgebenden Verfahren gibt, um die Erkrankung zweifelsfrei festzustellen. Es existieren jedoch einige Diagnosekriterien:
1. Der Erschöpfungszustand muss länger als sechs Monate anhalten und durch keine andere erkennbare Erkrankung erklärt werden können.
2. Die Betroffenen können den Zeitpunkt festlegen, wann der Erschöpfungszustand erstmals aufgetreten ist, und sie sind im Vergleich zu ihrem vorherigen Zustand in ihren Alltagsaktivitäten stark eingeschränkt.
3. Körperliche oder geistige Belastungen führen zu einer deutlichen Verschlechterung des Zustands.
4. Kreislaufprobleme, die beim Wechsel von einer sitzenden oder liegenden in eine stehende Position auftreten, können ebenfalls eine Verschlechterung auslösen.
5. Ruhepausen, Schlaf oder Erholungsphasen führen nicht zur Besserung der Beschwerden.
Ärztinnen und Ärzte führen körperliche Untersuchungen durch, um andere Erkrankungen auszuschließen. Blutdruckmessungen im Liegen, Sitzen und Stehen sowie Blutuntersuchungen sind Routineverfahren. Wenn keine andere Ursache für die Erschöpfung gefunden wird, kann die Diagnose CFS gestellt werden.

Wie behandelt man das chronische Fatigue-Syndrom?

Es gibt bisher keine Heilung für das chronische Fatigue-Syndrom (CFS). Die Behandlung konzentriert sich auf die Linderung der Symptome und die Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen.
Medikamente werden in der Forschung getestet, darunter solche, die gegen Viren wirken und das Immunsystem beeinflussen. Ein Beispiel ist der Wirkstoff Rintatolimod, der Entzündungsreaktionen im Körper reduzieren kann.
Eine Stuhlübertragung von gesunden Spendern in den Darm der Betroffenen wurde ebenfalls untersucht, aber es gibt noch keine klaren Ergebnisse bezüglich ihres Nutzens.
Die symptomatische Behandlung konzentriert sich auf die Linderung von Schmerzen, Schlafstörungen, Angstzuständen und Depressionen. Dazu gehören entzündungshemmende Schmerzmittel, Schlafmittel, Stimulanzien und bestimmte Antidepressiva. Es ist wichtig, dass Menschen mit CFS diese Medikamente in angemessenen Dosen und unter ärztlicher Aufsicht einnehmen.
Körperliche Aktivität sollte vermieden werden, wenn sie die Symptome verschlimmert. Dennoch kann ein maßgeschneidertes körperliches Aktivitätsprogramm dazu beitragen, den Erschöpfungszustand zu verbessern. Die Intensität sollte individuell angepasst werden.
Psychotherapie, Physiotherapie und Ergotherapie können ebenfalls hilfreich sein. Kognitive Verhaltenstherapie kann helfen, die verbleibenden Kräfte effektiv zu nutzen. Entspannungstechniken, Massagen, Akupunktur, Yoga, Tai-Chi und Meditation können die Erkrankung positiv beeinflussen.
Es gibt keine spezifische Diätempfehlung, aber eine ausgewogene Ernährung wird empfohlen. Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine oder Omega-3-Fettsäuren haben bisher keinen eindeutigen Nutzen gezeigt.

Was hilft im Umgang mit dem chronischen Fatigue-Syndrom?

Die Anerkennung der Erkrankung und die Unterstützung durch medizinisch erfahrene Vertrauenspersonen, Familie und Freunde sind entscheidend. Menschen mit CFS sollten lernen, ihre Kräfte sinnvoll einzuteilen und den Alltag an ihre Bedürfnisse anzupassen.
Eine konsequente Schlafhygiene kann den Schlaf verbessern, einschließlich Maßnahmen wie die Vermeidung von Koffein, regelmäßiger Schlafenszeiten und Entspannung vor dem Zubettgehen.
Selbsthilfegruppen bieten die Möglichkeit, Informationen auszutauschen und Unterstützung von Gleichgesinnten zu erhalten.
Weitere Informationen zum chronischen Fatigue-Syndrom finden Sie auf den Websites von Interessensverbänden und Universitätskliniken sowie bei der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS).