Chronische Wunden
Was ist eine chronische Wunde?
Während kleine Verletzungen im Alltag in der Regel rasch heilen, kann die Heilung bei größeren Wunden länger dauern und möglicherweise sogar kompliziert verlaufen. Einige Wunden erfordern sogar Nähte. In einigen Fällen können Wunden sich jedoch sehr langsam schließen, immer wieder aufgehen oder überhaupt nicht heilen. Diese Situation kann häufig auf gestörte Durchblutung oder Diabetes mellitus zurückzuführen sein. Solche schwer heilenden Wunden treten oft am Fuß oder Unterschenkel auf.
Eine Wunde wird als chronisch bezeichnet, wenn sie sich innerhalb von acht Wochen nicht schließt. Die Behandlung von chronischen Wunden kann zeitaufwendig sein und oft mit Schmerzen verbunden sein. Eine angemessene Wundversorgung ist von größter Bedeutung, und es sollte auch die Grunderkrankung behandelt werden, die zur Entstehung der Wunde beigetragen hat.
Was sind die Symptome einer chronischen Wunde?
Chronische Wunden können schmerzhaft sein, müssen es aber nicht zwangsläufig sein. Die Intensität der Schmerzen hängt oft von der Größe und Tiefe der Wunde ab. Wenn eine Wunde über einen längeren Zeitraum offen bleibt, kann die Haut um die Wunde herum rötlich bis bräunlich verfärbt sein. Zusätzlich kann die Wunde jucken, nässen oder unangenehm riechen.
Wenn sich die Wunde entzündet oder der betroffene Bereich bewegt wird, können die Schmerzen verstärkt werden. Viele Betroffene haben nachts Schwierigkeiten beim Schlafen, da sie Schmerzen und Juckreiz intensiver wahrnehmen.
Was sind die Ursachen einer chronischen Wunde?
Wunden entstehen oft durch Verletzungen wie Schnitte oder starke Stöße. Bei Menschen, die chronische Wunden entwickeln, liegt jedoch oft eine zugrunde liegende Erkrankung vor. Solche Grunderkrankungen oder Gesundheitsprobleme können sein:
1. Durchblutungsstörungen: Wenn die Arterien, die das Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, verengt sind, heilen Wunden generell langsamer. Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (paVK) ist eine typische Grunderkrankung.
2. Venenschwäche: Bei Krankheiten der Beinvenen heilen Wunden am Unterschenkel oder Fuß ebenfalls schlechter. Bei einer Schwäche der Venenklappen erweitern sich die Venen, das Blut staut sich in den Beinen, und die Durchblutung sowie Sauerstoffversorgung des Gewebes werden beeinträchtigt. Dies kann zu Krampfadern führen und das Risiko für chronische Wunden erhöhen. Ein schlecht heilendes Geschwür am Unterschenkel wird umgangssprachlich oft als “offenes Bein” bezeichnet, während der Fachbegriff “Ulcus cruris venosum” lautet.
3. Diabetes: Bei fortgeschrittener Zuckerkrankheit sind Blutgefäße und Nerven in den Füßen geschädigt. Diabetiker spüren Schmerzen in den Füßen oft nicht und übersehen möglicherweise kleine Verletzungen oder Druckstellen durch zu enge Schuhe. Die schlechte Durchblutung verschlechtert die Gewebeversorgung, was die Gefahr von chronischen Wunden erhöht.
4. Schwaches Immunsystem: Menschen mit schweren Erkrankungen wie Krebs, ältere Menschen oder Personen mit Mangelernährung haben oft ein geschwächtes Immunsystem. Dies kann dazu führen, dass Wunden langsamer heilen.
5. Unfallverletzungen und Gewebszerstörung: Bei schweren Verletzungen oder Verbrennungen, die große und tiefe Wunden verursachen, sind die Selbstheilungskräfte gefordert.
6. Mechanischer Druck: Bei bettlägerigen Personen oder Menschen im Rollstuhl wird ständiger Druck auf bestimmte Hautbereiche ausgeübt. Dies kann zu Druckgeschwüren (Dekubitus) führen, die eine Entlastung der betroffenen Körperstelle erfordern, um die Wunde schließen zu können.
Wie kann man einer chronischen Wunde vorbeugen?
Um einer normalen Wundheilung bei Diabetes mellitus zu ermöglichen, ist es wichtig, den Blutzuckerspiegel gut zu kontrollieren. Zur Vermeidung von Druckstellen sollten betroffene Personen ausreichend große und bequeme Schuhe tragen. Regelmäßige Fußpflege kann ebenfalls dazu beitragen, das Auftreten von Wunden zu verhindern oder sie rechtzeitig zu erkennen.
Kompressionsstrümpfe oder elastische Binden (Druckverbände) können bei Venenschwäche und Krampfadern das Risiko von chronischen Wunden verringern.
Um die Beinvenen zu entlasten, können Geräte mit aufblasbaren Luftkissen eingesetzt werden, die von den Knöcheln bis zur Leiste aufgepumpt werden. Diese intermittierende pneumatische Kompression soll das Blut aus den tiefen Beinvenen pressen, was die Durchblutung fördert. Es liegen jedoch noch keine ausreichenden Untersuchungsergebnisse über dieses Verfahren vor.
In Fällen, in denen eine Wunde durch Bakterien infiziert ist, können Antibiotika zur Bekämpfung der Entzündung und Vorbeugung von chronischen Wunden eingesetzt werden.
Wie wird eine chronische Wunde diagnostiziert?
Nicht jede Hautverletzung oder schlecht heilende Wunde wird zwangsläufig chronisch. Der Arzt oder die Ärztin prüft daher zunächst, wie lange die Wunde bereits offen ist, und ermittelt die Risikofaktoren, wie z.B. Diabetes, Immunschwäche oder Durchblutungsstörungen. Die Größe und Farbe der Wunde sowie die Intensität der Schmerzen helfen bei der Einschätzung des Zustands der Wunde.
Wie wird eine chronische Wunde behandelt?
Die Behandlung chronischer Wunden umfasst verschiedene Maßnahmen, darunter:
– Wundreinigung: Die Wunde wird bei jedem Verbandwechsel gereinigt. Dies kann durch Spülen der Wunde mit Kochsalz- oder Elektrolytlösungen erfolgen. Bei der Wundtoilette wird abgestorbenes Gewebe oder entzündetes Gewebe vorsichtig entfernt.
– Wundauflagen: Feuchte Wundauflagen dienen dazu, die Wunde feucht zu halten, überschüssige Flüssigkeit aufzusaugen und vor Infektionen zu schützen. Es werden verschiedene Materialien wie feuchte Kompressen, Folien oder Hydrogele verwendet.
– Technische Hilfsmittel: In einigen Fällen werden technische Geräte eingesetzt, um die Wundheilung zu fördern. Dazu gehören die Hyperbare Sauerstofftherapie, die Vakuumversiegelungstherapie, die Ultraschalltherapie und die Magnetfeldtherapie.
– Hauttransplantate: Bei sehr großen oder schlecht heilenden Wunden kann eine Hauttransplantation erforderlich sein. Haut kann von anderen Körperstellen entnommen oder aus menschlichen Zellprodukten und künstlichen Materialien hergestellt werden.
– Medikamente: Schmerzmittel können zur Linderung von durch chronische Wunden verursachten Schmerzen eingesetzt werden. Bei Infektionen können Antibiotika verschrieben werden.
Die Lebensqualität von Menschen mit chronischen Wunden kann durch Schmerzen, Schlafstörungen und psychische Belastungen erheblich beeinträchtigt sein. Daher ist eine umfassende Unterstützung, sowohl persönlich als auch medizinisch, von großer Bedeutung. Familie, Freunde, Hausärzte, ambulante Pflegedienste und Experten für Wundbehandlung spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung und Betreuung von Betroffenen.