Bipolare Störung
Was ist eine bipolare Störung?
Die bipolare Störung ist eine psychische Erkrankung, die durch starke Stimmungsschwankungen gekennzeichnet ist. Diese Schwankungen können zwischen manischen (antriebsgesteigerten) und depressiven (antriebslosen) Episoden pendeln. Die Erkrankung kann in unterschiedlichem Ausmaß auftreten, wobei die Stimmung zwischen extremer Euphorie und tiefster Niedergeschlagenheit schwankt.
Solche Episoden sind belastend, da sie oft wichtige Lebensentscheidungen und Beziehungen beeinflussen können. Die genauen Ursachen für eine bipolare Störung sind nicht vollständig bekannt, es wird jedoch angenommen, dass genetische Veranlagungen eine Rolle spielen.
Die meisten Menschen mit einer bipolaren Störung benötigen eine lebenslange Behandlung, die in der Regel aus einer Kombination von Medikamenten und Psychotherapie besteht, um die Lebensqualität zu verbessern.
Welche Symptome können bei einer bipolaren Störung auftreten?
Bei einer bipolaren Störung treten typischerweise wechselnde Phasen von Manie, Hypomanie und depressiven Phasen auf. Manchmal können auch Mischzustände auftreten. Die Symptome sind je nach Phase unterschiedlich:
– Manische Episode: In dieser Phase fühlen sich Menschen übermäßig selbstbewusst und leistungsfähig, können jedoch auch gereizt sein. Sie neigen zur Selbstüberschätzung, haben ein vermindertes Schlafbedürfnis, sind überaktiv und sprunghaft in ihrem Verhalten. Oft sind sie übermäßig gesprächig und verspüren gesteigerte sexuelle Lust. Psychotische Symptome wie Verfolgungswahn, Halluzinationen oder Wahngedanken können auftreten.
– Depressive Episode: Nach der manischen Phase folgt eine depressive Episode, gekennzeichnet durch Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit, Grübeln und sexuelle Lustlosigkeit. Gedanken an Selbsttötung können auftreten.
– Gemischte Episode: In dieser Phase wechseln sich manische und depressive Symptome ab oder treten gleichzeitig auf, was das Suizidrisiko erhöht.
– Hypomanie: Ähnlich wie eine Manie, ist die Hypomanie weniger ausgeprägt und kann von depressiven Schüben begleitet sein.
Was ist die Ursache für eine bipolare Störung?
Die genaue Ursache einer bipolaren Störung ist noch nicht vollständig verstanden, es wird jedoch angenommen, dass eine genetische Veranlagung eine Rolle spielt. Traumatische Ereignisse, emotionaler Stress und andere Faktoren können die Erkrankung auslösen oder ihren Verlauf verschlimmern.
Es gibt bestimmte Faktoren, die einen schweren Verlauf der bipolaren Störung begünstigen können, darunter traumatische Lebensereignisse, Drogenkonsum und das Auftreten von psychotischen Symptomen. Schwere Verläufe treten bei Frauen und Menschen, die in jungen Jahren erkranken, häufiger auf.
Wie häufig kommt die bipolare Störung vor?
Weltweit leiden etwa 2 von 100 Menschen an einer bipolaren Störung. Die meisten erleben ihre erste Episode dieser Erkrankung, wenn sie jünger als 25 Jahre sind. Es ist wichtig zu beachten, dass die bipolare Störung bei jedem Betroffenen unterschiedlich verläuft.
Wie entwickelt sich eine bipolare Störung?
Die Entwicklung einer bipolaren Störung kann von Mensch zu Mensch variieren. Oft treten Rückfälle auf, wobei die Anzahl der Episoden unterschiedlich sein kann. Einige erleben nur wenige Episoden, während andere mehr als zehn haben können.
Normalerweise wechseln sich manische und depressive Phasen ab oder es treten Mischzustände auf, was als Bipolar-I-Störung bezeichnet wird. Es kann jedoch auch vorkommen, dass nur manische Episoden auftreten, oder dass sich hypomanische und depressive Phasen abwechseln, ohne dass manische Episoden auftreten, was als Bipolar-II-Störung bekannt ist.
In Fällen, in denen innerhalb eines Jahres mindestens vier klar abgegrenzte Episoden von Manie, Hypomanie und/oder Depression auftreten, spricht man von “Rapid Cycling,” was auf eine besonders episodenreiche und schwere Erkrankung hinweisen kann.
Wie stellt man eine bipolare Störung fest?
Eine Diagnose einer bipolaren Störung erfordert umfangreiche Gespräche und eine körperliche Untersuchung durch Neurologen, Psychiater oder andere Fachärzte. Dabei ist ein genauer Bericht über die Lebensgeschichte und das Vorhandensein von Stimmungsschwankungen in der Vergangenheit von großer Bedeutung. Auch die Familienanamnese, also das Vorhandensein von bipolaren Störungen bei Verwandten, ist ein wichtiger Faktor für die Diagnose.
Es ist wichtig zu beachten, dass viele Menschen mit einer bipolaren Störung erst 5 bis 10 Jahre nach Beginn der Erkrankung diagnostiziert werden, da die Symptome in den ersten Episoden oft nicht eindeutig sind und andere Diagnosen in Betracht gezogen werden können. Eine frühe Diagnose und der rasche Beginn der Behandlung sind jedoch entscheidend, um einen chronischen Verlauf der bipolaren Störung zu verhindern.
Wie wird eine bipolare Störung behandelt?
Es gibt keine Heilung für die bipolare Störung, aber eine frühzeitige Erkennung und angemessene Behandlung können dazu beitragen, Krankheitsepisoden zu reduzieren oder zu verhindern. Die Behandlung kann in zwei Hauptkategorien unterteilt werden:
1. Akutbehandlung: Diese zielt darauf ab, depressive oder (hypo)manische Symptome schnell zu lindern.
2. Phasenprophylaxe: Diese soll das Auftreten weiterer Episoden reduzieren oder verhindern.
Die Behandlung erfolgt in der Regel durch eine Kombination von medikamentösen und nicht-medikamentösen Ansätzen, darunter:
– Medikamentöse Therapie: Hierbei können Antidepressiva, Stimmungsstabilisierer und atypische Neuroleptika verwendet werden, je nach den vorherrschenden Symptomen.
– Psychotherapie: Insbesondere Psychoedukation und kognitive Verhaltenstherapie haben sich als wirksam erwiesen.
– Elektrokonvulsionstherapie (EKT): Diese Therapie kommt bei schweren Depressionen zum Einsatz, wenn andere Behandlungen nicht wirken.
– Wachtherapie: Sie wird bei akuten schweren depressiven Episoden eingesetzt und kann in Verbindung mit Medikamenten hilfreich sein.
Welche Beratungsangebote für bipolare Störungen gibt es?
Selbsthilfegruppen bieten eine wichtige Form der Unterstützung für Menschen mit bipolarer Störung und deren Angehörige. In solchen Gruppen können Informationen ausgetauscht und persönliche Erfahrungen geteilt werden. Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) bietet eine Datenbank, in der geeignete Selbsthilfeangebote gefunden werden können.