Autismus
Was ist Autismus?
Autismus ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe von Entwicklungsstörungen, die sich durch Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion, der Kommunikation und stereotype Verhaltensmuster auszeichnen. Diese Störungen sind bekannt als Autismus-Spektrum-Störungen (ASS).
Zu den verschiedenen Formen des Autismus-Spektrums gehören der frühkindliche Autismus, das Asperger-Syndrom und weitere Varianten. Charakteristisch für diese Störungen sind Schwierigkeiten im sozialen Umgang und in der Kommunikation, begleitet von Verhaltensweisen, die oft von Wiederholungen und Mustern geprägt sind.
Es gibt keine medizinischen Heilungen für Autismus, aber es gibt verschiedene Maßnahmen, die dazu beitragen können, die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten von Menschen mit Autismus zu verbessern.
Formen des Autismus
Innerhalb des Autismus-Spektrums unterscheidet man mehrere Formen:
1. Frühkindlicher Autismus (Kanner-Syndrom): Hierbei treten alle Kernsymptome von Autismus-Spektrum-Störungen auf, darunter Beeinträchtigungen in sozialen Interaktionen, Kommunikation und stereotypen Verhaltensmustern. Diese Symptome zeigen sich bereits vor dem dritten Lebensjahr. In einigen Fällen wird von hochfunktionalem Autismus gesprochen, wenn die Intelligenz normal ist.
2. Atypischer Autismus: Diese Form wird diagnostiziert, wenn nur einige der Kernsymptome auftreten oder alle erst nach dem dritten Lebensjahr auftreten.
3. Asperger-Syndrom: Das Asperger-Syndrom unterscheidet sich dadurch, dass es oft keine Entwicklungsverzögerungen oder Entwicklungsrückstände in der Sprache oder kognitiven Entwicklung gibt. Es manifestiert sich ab dem Kindergartenalter vermehrt durch soziale Auffälligkeiten und stereotype Verhaltensweisen.
4. Sonstige tiefgreifende Entwicklungsstörungen des Autismus-Spektrums: Diese Kategorie umfasst Entwicklungsstörungen mit autistischen Merkmalen, die nicht in die oben genannten Kategorien passen.
Symptome von Autismus
Die Symptome von Autismus-Spektrum-Störungen umfassen:
– Beeinträchtigte soziale Interaktion: Schwierigkeiten, zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, sowohl mit Fremden als auch mit Familienmitgliedern.
– Beeinträchtigte Kommunikation: Kinder mit Autismus können eine verzögerte und veränderte Sprachentwicklung zeigen, darunter monotoner Tonfall und Schwierigkeiten, sprachliche Nuancen wie Ironie zu erkennen.
– Sich wiederholende Verhaltensweisen: Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen pflegen oft ritualisierte Tagesabläufe und wiederkehrende Aktivitäten. Sie sind empfindlich gegenüber Veränderungen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Ausprägung dieser Symptome je nach Form des Autismus und individuell sehr unterschiedlich sein kann. Frühzeitige Therapiemaßnahmen können die Entwicklung positiv beeinflussen.
Ursachen von Autismus
Die genauen Ursachen von Autismus sind noch nicht vollständig geklärt, aber es gibt einige Faktoren, die das Risiko einer Autismus-Spektrum-Störung erhöhen können:
– Genetische Faktoren: Vererbte genetische Risikofaktoren spielen eine Rolle, und Forschungen deuten darauf hin, dass diese Faktoren etwa 40 bis 80 Prozent des Autismusrisikos ausmachen können.
– Vorerkrankungen der Eltern: Bestimmte Erkrankungen der Eltern, insbesondere der Mutter, wie Epilepsie und psychiatrische Erkrankungen, erhöhen das Autismusrisiko.
– Einflüsse während der Schwangerschaft: Faktoren wie eine Rötelnvirusinfektion während der Schwangerschaft oder die Einnahme bestimmter Medikamente können das Risiko für Autismus erhöhen.
Es ist wichtig zu betonen, dass Impfungen nicht mit Autismus in Verbindung gebracht werden, wie umfangreiche Studien gezeigt haben.
Häufigkeit von Autismus
Etwa 1 bis 1,5 Prozent der Menschen weltweit haben eine Autismus-Spektrum-Störung. Jungen sind etwa zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Mädchen.
Früherkennung von Autismus
Die Früherkennung von Autismus-Spektrum-Störungen basiert auf der Beobachtung von autismustypischen Anzeichen. Dazu gehören unter anderem Schwierigkeiten bei der Blickkontaktaufnahme und gestörte Kommunikation bei Kindern. Die ärztlichen Kontrollen bei U-Untersuchungen sind entscheidend für die Früherkennung.
Es ist wichtig, frühzeitig auf Anzeichen von Autismus zu achten, da eine frühe Intervention die Entwicklung positiv beeinflussen kann. Spezielle Schulungen für Erzieher und Lehrer können ebenfalls dazu beitragen, Autismus frühzeitig zu erkennen und Fehldiagnosen zu vermeiden.
Wie wird Autismus diagnostiziert?
Die frühzeitige und genaue Diagnose von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) ist entscheidend, um gezielte Behandlungsmaßnahmen einzuleiten. Hier sind die Schritte der Diagnose:
1. Screening:
Wenn Eltern oder Ärzte erste Auffälligkeiten bemerken oder Risikofaktoren für Autismus vorliegen, können spezielle Tests (Screenings) durchgeführt werden, um den Verdacht zu prüfen.
2. Umfassende Diagnostik:
Bei einem erhärteten Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung erfolgt eine ausführliche Untersuchung durch Fachleute wie Kinderärzte und Kinder- und Jugendpsychiater. Diese beobachten das Verhalten des Kindes und erfassen autismusspezifische Symptome. Es wird auch die aktuelle soziale, familiäre, schulische oder berufliche Situation des Betroffenen berücksichtigt.
3. Anamnese:
Eine gründliche Anamnese beinhaltet die Befragung der Eltern, des Kindes (wenn möglich), von Angehörigen und Lehrern, um die Krankheitsgeschichte zu verstehen und frühe Anzeichen zu identifizieren.
4. Körperliche Untersuchungen:
Diese dienen dazu, Hör- oder Sehstörungen auszuschließen und das Nervensystem zu überprüfen.
5. Labormedizinische und bildgebende Untersuchungen:
Diese können durchgeführt werden, um eventuell vorhandene Begleiterkrankungen zu erfassen und einzuordnen.
Behandlung von Autismus
Autismus-Spektrum-Störungen sind Entwicklungsstörungen, die das Leben der Betroffenen und ihrer Familien stark beeinflussen können. Das Hauptziel der Behandlung besteht darin, die Einschränkungen, insbesondere in den Bereichen soziale Interaktion, Kommunikation und Verhaltensmuster, zu verringern. Dies ermöglicht den Betroffenen ein selbstbestimmteres und zufriedeneres Leben. Die Intensität der Behandlung hängt von der Art des Autismus, der individuellen Ausprägung und dem Zeitpunkt des Therapiebeginns ab.
Die Kernziele der Behandlung sind:
– Verbesserung der sozialen und Spielverhaltensweisen.
– Verbesserung der kommunikativen Fähigkeiten.
– Förderung von Anpassungs- und Lernfähigkeiten.
– Reduzierung problematischer Verhaltensweisen.
Die Behandlung umfasst in der Regel verhaltensorientierte Maßnahmen, die darauf abzielen, diese Ziele zu erreichen. Es ist entscheidend, die Eltern und Erziehungsberechtigten in den Therapieprozess einzubeziehen, da sie eine wichtige Rolle bei der Unterstützung des Fortschritts ihres Kindes spielen können. Dies kann durch die Schaffung einer reizarmen Umgebung und die Einführung regelmäßiger Strukturen geschehen.
Es ist auch ratsam, dass sich verschiedene Fachleute aus verschiedenen Bereichen wie Verhaltenstherapie, Logopädie, Ergotherapie, Sozialpädagogik und Medizin koordinieren und vernetzen, um eine umfassende Unterstützung sicherzustellen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Hauptsymptome von Autismus-Spektrum-Störungen nicht mit Medikamenten behandelt werden können. Medikamente können jedoch zur Therapie von Begleiterkrankungen und Problemen wie Schlafstörungen, Angststörungen, Zwangsstörungen oder Essstörungen eingesetzt werden.
Auswirkungen von Autismus im Alltag
Autismus ist eine lebenslange Entwicklungsstörung, die den Alltag der Betroffenen und ihrer Angehörigen beeinflusst. Die Auswirkungen variieren je nach Art des Autismus, geistigen Beeinträchtigungen, Lebensumständen und persönlichem Umfeld. Eine umfassende Therapie kann die Selbstständigkeit und Lebensqualität von Menschen mit Autismus verbessern.
Menschen mit Autismus benötigen oft lebenslange Unterstützung von ihrer Familie und anderen Betreuern. Die Betreuungspersonen benötigen ebenfalls Unterstützung, um die Bedürfnisse der Betroffenen angemessen zu erfüllen und ihre eigene Belastung zu bewältigen. Spezielle Schulungen für Eltern können Strategien vermitteln, wie sie die Entwicklung ihres Kindes fördern können, ohne sich selbst zu überlasten.
Unterstützung bei Autismus
Selbsthilfegruppen bieten eine Möglichkeit für Menschen mit Autismus und ihre Angehörigen, Informationen zu erhalten, sich beraten zu lassen und Erfahrungen auszutauschen. Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) bietet eine Datenbank, in der geeignete Selbsthilfeangebote gefunden werden können.
https://www.nakos.de/adressen/datenbanksuche/