Fruchtbarkeitsstörung
Was ist eine Fruchtbarkeitsstörung?
Ungewollte Kinderlosigkeit kann für viele Paare äußerst belastend sein, da der Wunsch nach Nachwuchs oft fest in ihren Lebensplan integriert ist. In der medizinischen Terminologie wird das Fehlen einer Schwangerschaft trotz regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr für ein Jahr oder länger als “Unfruchtbarkeit” bezeichnet.
Je nachdem, welche Ursachen der gestörten Fruchtbarkeit zugrunde liegen, stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Was sind die Ursachen für eine gestörte Fruchtbarkeit?
Die Gründe für einen unerfüllten Kinderwunsch können vielfältig sein und sowohl Frauen als auch Männer betreffen. Einige mögliche körperliche Ursachen bei Frauen umfassen:
1. Hormonelle Störungen: Ungleichgewichte im Hormonhaushalt können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
2. Geschädigte Eileiter oder Eierstöcke: Verletzte oder vernarbte Eileiter oder Eierstöcke können die Befruchtung erschweren.
3. Myome oder Endometriose: Diese gutartigen Wucherungen im Gebärmutterbereich können die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen.
Bei Männern können körperliche Ursachen unter anderem sein:
1. Hormonelle Störungen: Veränderungen im Hormonspiegel können die Qualität des Spermas beeinflussen.
2. Eingeschränkte Samenqualität: Dies kann durch zu wenige oder abnormal geformte Spermien oder Spermien mit eingeschränkter Mobilität verursacht werden.
3. Verschlossene Samenleiter: Wenn die Samenleiter blockiert sind, können Spermien nicht nach außen gelangen.
4. Erektionsstörungen: Schwierigkeiten bei der Erektion können die Befruchtung beeinträchtigen.
Weitere Faktoren wie bestimmte Krankheiten, Infektionen, genetische und psychische Einflüsse sowie Umweltfaktoren können ebenfalls die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Manchmal bleibt die Ursache jedoch unklar.
Das Alter spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle: Je älter das Paar, insbesondere die Frau, ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sich der Kinderwunsch auf natürliche Weise erfüllt.
Wie oft kommen Fruchtbarkeitsstörungen vor?
Fruchtbarkeitsstörungen betreffen schätzungsweise 1 bis 2 Prozent aller Frauen im Alter von 20 bis 44 Jahren. In Europa haben etwa 1 bis 2 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter zwischen 20 und 44 Jahren, die seit mehreren Jahren ungeschützten Geschlechtsverkehr haben, jedoch keine Schwangerschaft erlebt. Etwa 10 Prozent der Frauen, die bereits mindestens ein Kind haben und ein weiteres wünschen, sind ebenfalls betroffen.
Wie wird die Fruchtbarkeitsstörung festgestellt?
Die Ermittlung der Ursache für ungewollte Kinderlosigkeit erfordert eine gründliche ärztliche Untersuchung, sowohl für die Frau als auch für den Mann. Dies umfasst:
1. Anamnese: Ein ausführliches Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt, um die medizinische Vorgeschichte und eventuelle Risikofaktoren zu klären.
2. Körperliche Untersuchungen: Diese können verschiedene gynäkologische und urologische Tests und Untersuchungen einschließen.
3. Blutprobe: Die Bestimmung des Hormonspiegels im Blut kann auf hormonelle Störungen hinweisen.
4. Samenanalyse: Eine Untersuchung der Samenprobe des Mannes, um die Qualität und Beweglichkeit der Spermien zu bewerten.
5. Ultraschalluntersuchung: Eine bildgebende Untersuchung der Gebärmutter, der Eierstöcke und der Eileiter mittels Ultraschall.
Die genaue Diagnose hilft dabei, die am besten geeignete Behandlung für die Fruchtbarkeitsstörung festzulegen.
Wie wird eine Fruchtbarkeitsstörung behandelt?
Die Wahl der Behandlungsmethode hängt hauptsächlich von der festgestellten Ursache der Fruchtbarkeitsstörung ab, sei es bei der Frau oder beim Mann. Hier sind einige gängige Behandlungsoptionen:
1. Hormonpräparate: Wenn der Menstruationszyklus der Frau gestört ist, können Hormonpräparate eingesetzt werden, um die Regulation des Zyklus zu verbessern.
2. Operation: Bei Myomen oder anderen strukturellen Problemen im weiblichen Fortpflanzungssystem kann eine chirurgische Entfernung oder Korrektur in Betracht gezogen werden.
3. Hormonelle oder operative Behandlungen beim Mann: Abhängig von der Ursache seiner Fruchtbarkeitsstörung können hormonelle oder operative Eingriffe beim Mann erwogen werden.
4. Insemination: Wenn der Mann nur eine geringe Spermienanzahl hat oder die Spermienbeweglichkeit beeinträchtigt ist, kann die Samenübertragung direkt in die Gebärmutter der Frau durchgeführt werden. Dieses Verfahren wird als Insemination bezeichnet. Es kann auch in Betracht gezogen werden, wenn ein Paar aus verschiedenen Gründen keinen Geschlechtsverkehr haben kann oder wenn die Samenzellen den Zervixschleim am Gebärmutterhals nicht passieren können.
5. Künstliche Befruchtung (In-vitro-Fertilisation – IVF): Bei dieser Methode werden Eizellen der Frau entnommen und im Labor mit den Spermien des Mannes zusammengebracht. Die Eierstöcke der Frau werden vorher stimuliert, um mehrere reife Eizellen in einem Zyklus zu gewinnen. Dies erfordert eine Hormonbehandlung, die aufgrund von Nebenwirkungen belastend sein kann. Die Befruchtung erfolgt außerhalb des Körpers der Frau im Labor. Bei der intracytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) wird eine einzelne Samenzelle mit einer feinen Nadel direkt in eine Eizelle injiziert.
Wenn die Befruchtung erfolgreich war und sich die Embryonen entwickeln, werden höchstens drei Embryonen nach einigen Tagen in die Gebärmutter der Frau übertragen. Wenn mehr Embryonen entwickelt haben, kann die Frau entscheiden, ob die überschüssigen Embryonen vernichtet oder kryokonserviert (eingefroren) werden sollen. Dies gilt auch für Eizellen im Vorkernstadium, bei denen die Chromosomensätze von Samenzelle und Eizelle noch nicht vollständig verschmolzen sind.
Wenn die erste Embryoübertragung nicht erfolgreich war, können kryokonservierte Embryonen oder befruchtete Eizellen in einem späteren Zyklus aufgetaut und erneut übertragen werden.
Wo finde ich weitere Informationen zur Fruchtbarkeitsstörung?
Weitere Informationen zum Thema Kinderwunsch, Fruchtbarkeitsstörungen und Behandlungsmöglichkeiten sind auf der Website www.familienplanung.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) verfügbar. Vertiefende Informationen zur Thematik der Fruchtbarkeitsstörungen und der Funktionsweise weiblicher Geschlechtsorgane finden Sie unter gesundheitsinformation.de.