Bettnässen
Bettnässen bei Kindern und Jugendlichen: Ursachen und Diagnose
Bettnässen, auch als Enuresis nocturna bezeichnet, ist bei vielen Kindern und gelegentlich auch bei Jugendlichen keine ungewöhnliche Erscheinung. Im Allgemeinen entwickeln die meisten Kinder ab dem fünften Lebensjahr die Fähigkeit, nachts trocken zu bleiben oder aufzuwachen, wenn sie zur Toilette müssen. Es ist jedoch normal, dass es bei einigen Kindern länger dauert, bis sie nachts kontinuierlich trocken sind.
Was versteht man unter Bettnässen?
Bettnässen tritt auf, wenn Kinder über fünf Jahre nachts immer wieder unfreiwillig ins Bett urinieren, ohne dass eine körperliche Ursache vorliegt. Dies kann auch als Enuresis nocturna bezeichnet werden. Wiederholtes nächtliches Bettnässen kann für die betroffenen Familien belastend sein.
Ursachen des Bettnässens bei Kindern und Jugendlichen:
Bettnässen tritt häufig auf, wenn die Blase eines Kindes voll ist, es jedoch nicht rechtzeitig aufwacht. In solchen Fällen entspannt sich der Schließmuskel der Blase, und die Entleerung erfolgt im Schlaf. Dies geschieht nicht absichtlich; das Kind hat keine Kontrolle über diesen Vorgang, da bestimmte Reifungsprozesse im Körper noch nicht abgeschlossen sind.
Die Fähigkeit, nachts trocken zu bleiben, erfordert:
1. Das Gehirn erkennt und verarbeitet Nervensignale aus der Blase, um das Kind aufzuwecken, wenn die Blase voll ist.
2. Die Kontrolle über den Schließmuskel der Blase muss entwickelt sein.
3. Die Produktion des antidiuretischen Hormons (ADH) oder Vasopressin, das die nächtliche Urinproduktion reduziert, muss ausreichend sein.
4. Die Blase muss groß genug sein, um den in der Nacht produzierten Urin zu speichern.
Es wird angenommen, dass auch genetische Faktoren eine Rolle spielen, da Bettnässen in einigen Familien gehäuft auftritt.
Häufigkeit von Bettnässen:
Bettnässen tritt bei etwa 15 Prozent der Kinder im Alter von fünf Jahren auf. Mit zunehmendem Alter nimmt die Häufigkeit kontinuierlich ab. Während einige Kinder nur gelegentlich im Monat ins Bett machen, kann es bei anderen mehrmals pro Woche vorkommen. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen, obwohl das Problem normalerweise im Laufe der Zeit von selbst verschwindet.
Entwicklung des Bettnässens:
Sekundäres Bettnässen tritt auf, wenn ein Kind, das zuvor mindestens sechs Monate trocken war, erneut ins Bett macht. Dies kann auf psychischen Stress hinweisen, der durch familiäre Probleme oder Veränderungen im familiären Umfeld ausgelöst wird. Sekundäres Bettnässen kann jedoch auch körperliche Ursachen wie Harnwegsinfektionen, Nieren- oder Blaseninfektionen oder Diabetes haben.
Diagnose von Bettnässen:
Die Diagnose von Bettnässen wird gestellt, wenn ein Kind über fünf Jahre alt ist und mindestens drei Monate lang mehrmals pro Woche ins Bett uriniert, ohne dass eine andere Erkrankung die Ursache ist. Ärzte schließen andere mögliche Ursachen für das Bettnässen aus, indem sie eine ausführliche Anamnese durchführen und das Kind körperlich untersuchen. Sie suchen nach Hinweisen auf andere mögliche Erkrankungen, wie Probleme mit dem Urinieren, Schmerzen oder häufigen Harndrang.
Es kann hilfreich sein, das Ess- und Trinkverhalten des Kindes sowie seine urinären Gewohnheiten zu beobachten und aufzuzeichnen, um dem Arzt genaue Informationen zur Verfügung zu stellen. In einigen Fällen kann auch eine Harnmengenmessung erforderlich sein. Die Diagnose einer Harnwegsinfektion oder Diabetes kann mit einem Urin-Schnelltest ausgeschlossen werden, und weitere Untersuchungen werden nur durchgeführt, wenn konkrete Hinweise auf eine andere Erkrankung vorliegen.
Behandlung und Umgang mit Bettnässen bei Kindern und Jugendlichen
Das Bettnässen bei Kindern und Jugendlichen kann eine herausfordernde Situation für die Familie sein, erfordert jedoch Geduld und Verständnis. Hier sind einige Ansätze zur Behandlung und zum Umgang mit Bettnässen:
Unterstützung und Verständnis:
Es ist von entscheidender Bedeutung, dem betroffenen Kind seine Sorgen zu nehmen und ihm klarzumachen, dass es keine Schuld am Bettnässen trägt. Eltern und Angehörige sollten einfühlsam sein und dem Kind emotionalen Beistand bieten.
Trinkverhalten anpassen:
Es kann hilfreich sein, dem Kind ab etwa zwei Stunden vor dem Schlafengehen und während der Nacht nur noch wenig Flüssigkeit zu geben. Insbesondere auf koffein- oder zuckerhaltige Getränke wie Limonade oder Cola sollte verzichtet werden, da diese die nächtliche Urinproduktion fördern können.
Wecksysteme verwenden:
Elektronische Wecksysteme wie Klingelhöschen oder -matten können dazu beitragen, dass das Kind rechtzeitig geweckt wird, wenn es beginnt, Urin abzulassen. Diese Systeme lösen einen Alarm aus, sobald die ersten Tropfen Urin auftreten. Bei einigen Kindern erweisen sich diese Wecksysteme jedoch als ineffektiv, insbesondere wenn das Kind einen sehr tiefen Schlaf hat.
Nächtlichen Toilettenbesuch einführen:
Eine weitere Möglichkeit ist, das Kind für einen nächtlichen Toilettenbesuch kurz zu wecken. Dies kann dazu beitragen, dass das Kind den Drang zur Blasenentleerung wahrnimmt und zur Toilette geht.
Medikamente (nur bei älteren Kindern):
In der Regel werden Medikamente für Kinder unter sieben Jahren nicht empfohlen. Bei älteren Kindern kann jedoch der Wirkstoff Desmopressin eingesetzt werden, der dem körpereigenen antidiuretischen Hormon (Vasopressin) ähnelt. Diese Medikamente wirken relativ schnell, aber nur so lange, wie sie eingenommen werden. Sie können vorübergehend helfen, insbesondere wenn das Kind nicht zu Hause schläft oder Wecksysteme nicht wirksam sind.
Umgang mit Bettnässen im Alltag:
Eltern können sich darauf vorbereiten, indem sie folgende Maßnahmen ergreifen:
– Die Matratze des Kindes kann mit Gummimatten oder speziellen Matratzenüberzügen geschützt werden.
– Es ist ratsam, frische Bettwäsche bereitzuhalten, um den Aufwand in der Nacht zu minimieren.
– Windeln oder Windelhöschen können eine Möglichkeit sein, das Bettnässen zu bewältigen.
– Wenn das Kind morgens duscht und frische Kleidung anzieht, kann Uringeruch in der Schule vermieden werden.
– Zur Beseitigung von Uringeruch in Bettzeug und Kleidung können Waschmittel mit Soda (Natron) oder Eukalyptusöl verwendet werden.
Es ist wichtig zu betonen, dass Bettnässen in den meisten Fällen eine vorübergehende Phase ist und sich im Laufe der Zeit verbessert. Dennoch kann eine angemessene Unterstützung und die Umsetzung dieser Tipps die Belastung für das Kind und die Familie verringern.
Bei anhaltendem Bettnässen ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren, um andere mögliche Ursachen auszuschließen und weitere Schritte zur Behandlung zu besprechen.