Mit Trauer umgehen
Umgang mit Trauer und Verlust
Eine psychologische Perspektive
Die Erfahrung des Verlusts eines geliebten Menschen löst bei den meisten Menschen intensive Trauergefühle aus. Der Prozess der Trauerverarbeitung kann jedoch unterschiedlich verlaufen und individuell empfunden werden. In diesem Beitrag werden verschiedene Verläufe von Trauer beschrieben, Möglichkeiten der Verarbeitung erläutert und potenzielle Hilfsangebote aufgezeigt.
Die Natur der Trauer
Der Tod eines geliebten Menschen ist ein einschneidendes Ereignis, das starke emotionale Reaktionen hervorrufen kann. Die Intensität der Trauer hängt oft von der Beziehung zur verstorbenen Person ab. Trauernde können eine Vielzahl von Emotionen wie Schmerz, Verzweiflung, Wut, Schuldgefühle und Leere erleben. Die Trauer kann in Wellen auftreten, wobei sich intensive Phasen mit Momenten der Erleichterung abwechseln.
Verschiedene Verläufe von Trauer
Die Art und Dauer der Trauer variieren von Person zu Person. Für die meisten Menschen nimmt die anfänglich starke Belastung im Laufe der ersten Monate langsam ab. Dennoch können in späteren Zeiträumen, insbesondere zu Jahrestagen oder besonderen Anlässen, erneut intensive Trauergefühle auftreten. Einige Menschen finden im Laufe der Zeit wieder zu einem relativ normalen Leben zurück, während andere länger mit der Trauer kämpfen.
Anhaltende Trauerstörung
In einigen Fällen kann sich aus der normalen Trauer eine anhaltende Trauerstörung entwickeln, insbesondere wenn der Verlust unerwartet oder traumatisch war. Diese Störung ist diagnostisch relevant, wenn die starken Belastungen und Beeinträchtigungen länger als sechs Monate anhalten. Menschen mit anhaltender Trauerstörung haben oft Schwierigkeiten, ihre Gedanken von der verstorbenen Person abzuwenden und beschäftigen sich kontinuierlich mit ihr. Manchmal entwickelt sich auch eine Depression.
Die Diagnose einer anhaltenden Trauerstörung bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Trauer “krankhaft” ist. Es ist vielmehr ein Hinweis darauf, dass professionelle Unterstützung in Form von Psychotherapie oder Trauerberatung sinnvoll sein kann, um den Trauernden zu helfen, mit ihrem Verlust umzugehen.
Bewältigungsstrategien
Die Bewältigung des Verlusts erfolgt oft in Form von “Trauerarbeit”, bei der Trauernde aktiv mit den Erinnerungen an die verstorbene Person, den Umständen des Todes und den eigenen Emotionen umgehen. Dieser Prozess kann die Integration des Verlusts in das eigene Leben erleichtern. Ein gesunder Wechsel zwischen der Trauerbewältigung und der Rückkehr zum Alltag ist wichtig. Das Ablenken von der Trauer durch Aktivitäten, die Bewältigung alltäglicher Aufgaben und die Anpassung an neue Rollen können Teil dieses Prozesses sein.
Unterstützung bei der Trauerverarbeitung
Für Menschen, die Schwierigkeiten haben, mit ihrer Trauer umzugehen, stehen verschiedene Hilfsangebote zur Verfügung. Neben Selbsthilfegruppen und Trauerberatung kann auch eine psychotherapeutische Begleitung hilfreich sein. Die Psychotherapie zielt darauf ab, die Akzeptanz des Verlusts zu fördern, den Trennungsschmerz zu reduzieren und die emotionale Belastung zu verringern. Gleichzeitig soll die Bindung zur verstorbenen Person in angemessener Weise aufrechterhalten werden.
Bewältigung von Trauer: Hilfreiche Strategien und Unterstützung
Der Umgang mit Trauer kann eine große Herausforderung sein. Um die Verarbeitung zu erleichtern, ist es wichtig, verschiedene bewährte Strategien zu kennen und gegebenenfalls professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. In diesem Abschnitt werden hilfreiche Ansätze zur Bewältigung von Trauer sowie Möglichkeiten der Unterstützung vorgestellt.
Bewusstmachung der Umstände und Bewertung des Verlusts
Menschen, die Trauer erleben, neigen manchmal dazu, sich selbst für die Umstände des Todes oder den Tod selbst verantwortlich zu machen. Diese Gedanken sind verständlich, da sie helfen können, die emotionale Bindung zur verstorbenen Person aufrechtzuerhalten. Dennoch kann es im Verlauf des Trauerprozesses hilfreich sein, solche Bewertungen mit einem Fachmann zu besprechen. Gemeinsam kann eine neue Perspektive auf das Geschehene entwickelt werden.
Achtsame und akzeptierende Haltung
Ein wichtiger Aspekt der Trauerverarbeitung ist die achtsame und akzeptierende Haltung gegenüber den eigenen Gefühlen und Gedanken. Es geht darum, diese ohne Wertung anzunehmen und zuzulassen. Dies kann dazu beitragen, Emotionen zu verarbeiten und den inneren Konflikt zu reduzieren.
Vermeidung von Verdrängung und Grübeln
Sowohl die vollständige Vermeidung von Gedanken an den Verlust als auch übermäßiges Grübeln können die Trauerverarbeitung erschweren. Es ist wichtig, eine gesunde Balance zu finden. Die bewusste Auseinandersetzung mit dem Verlust ist ebenso wichtig wie die Fähigkeit, sich abzulenken und positive Aktivitäten zu genießen.
Rückkehr zum Alltag und Neuorientierung
Die Bewältigung des Verlusts beinhaltet den gesunden Wechsel zwischen Trauerarbeit und dem Wiedererlangen eines normalen Alltags. Es geht darum, sich auf die neuen Anforderungen einzulassen, den Schmerz zuzulassen, aber auch die Freude und das Leben zu spüren. Dieser Prozess erfordert Zeit und Geduld, kann jedoch dazu führen, dass Menschen tiefer in Beziehungen eintauchen und sich neuen Lebensstilen öffnen.
Hinderliche und hilfreiche Gedanken
Bestimmte Gedanken können die Trauerverarbeitung behindern, während andere unterstützend wirken. Hinderliche Gedanken, wie das Gefühl, die Liebe zum Verstorbenen zu verraten, können durch hilfreiche Perspektiven ersetzt werden, etwa die Vorstellung, dass der Verstorbene wollen würde, dass man glücklich weiterlebt.
Unterstützung suchen
Für Menschen, die trotz aller Bemühungen nicht aus der Trauer herausfinden oder stark beeinträchtigt sind, ist professionelle Unterstützung empfehlenswert. Psychotherapie kann helfen, die Trauer zu bewältigen und den Weg zu einem erfüllten Leben zurückzufinden.
Hilfsangebote für Trauernde
Es gibt verschiedene Anlaufstellen für Menschen in Trauer. Bei akuter Belastung oder dem Wunsch nach einem Gespräch mit einer qualifizierten Person bietet die TelefonSeelsorge unter 0800 – 1110111 Hilfe.
Informationen zu Selbsthilfegruppen, Angehörigengruppen und Trauerbegleitung sind beim Malteser Hilfsdienst e.V. erhältlich.
Wenn die Trauer nach einem halben Jahr immer noch stark belastet, sollte man nicht zögern, psychotherapeutische Unterstützung zu suchen. Informationen über Psychotherapeuten und -Therapeutinnen sind bei der Kassenärztlichen Vereinigung oder durch die Online-Arztsuche erhältlich.
Abschließende Gedanken
Die Trauerverarbeitung ist ein individueller Prozess, der Zeit, Geduld und Unterstützung erfordert. Es ist wichtig zu verstehen, dass Trauer eine natürliche Reaktion auf den Verlust eines geliebten Menschen ist. Sowohl intensive Trauerphasen als auch das Bemühen um eine schrittweise Rückkehr zum Alltag sind Teil dieses Prozesses. Bei anhaltenden Schwierigkeiten kann professionelle Hilfe den Betroffenen dabei unterstützen, den Verlust zu bewältigen und wieder Lebensqualität zu finden.