Kinderlähmung (Polio)
Was ist Kinderlähmung (Polio)?
Kinderlähmung, auch als Polio bekannt, ist eine hochansteckende virale Infektionskrankheit. Sie wurde zwischen 1900 und 1950 häufig bei Kindern diagnostiziert und führte zu schweren Erkrankungen und Todesfällen. Polio ist die Kurzform des lateinischen Begriffs “Poliomyelitis”.
Dank weltweiter Impfkampagnen konnte das Poliovirus fast vollständig ausgerottet werden. Es tritt heute nur noch in wenigen Ländern auf, kann aber durch Reisen und mangelhafte Hygiene eingeschleppt werden. Aus diesem Grund werden Kinder weiterhin frühzeitig gegen Polio geimpft.
Polio ist eine hochansteckende Krankheit, die vor allem in Ländern mit schlechten hygienischen Bedingungen vorkommt. Bei den meisten Menschen, die sich mit dem Poliovirus infizieren, treten entweder gar keine Symptome oder nur milde Krankheitszeichen auf. Etwa 1 von 200 Infizierten entwickelt jedoch Lähmungen, die in einigen Fällen dauerhaft sein können. Wenn die Atemmuskulatur betroffen ist, kann dies lebensbedrohlich sein. Ohne Impfschutz können auch Erwachsene an Polio erkranken.
Welche Symptome treten bei Kinderlähmung auf?
Bei über 95 Prozent der mit Poliovirus infizierten Menschen treten keine Krankheitszeichen auf.
Wenn Symptome auftreten, gibt es drei verschiedene Formen der Erkrankung:
1. Abortive Poliomyelitis: Diese milde Form verläuft ohne Beteiligung des Nervensystems.
2. Nicht paralytische Poliomyelitis: Hier ist das Nervensystem betroffen, aber es kommt nicht zu Lähmungen.
3. Paralytische Poliomyelitis: Das Nervensystem ist betroffen, und es treten Lähmungen auf.
Was ist die Ursache der Kinderlähmung?
Die Kinderlähmung wird durch das Poliovirus verursacht, das zur Gruppe der Enteroviren gehört. Diese Viren kommen ausschließlich beim Menschen im Magen-Darm-Trakt vor.
Die Ansteckung erfolgt durch Kontakt mit kontaminiertem Stuhl, der beispielsweise über die Hände in den Mund gelangen kann. Zu Beginn der Erkrankung vermehren sich die Viren im Rachen, was auch eine Übertragung über die Luft durch kleine Tröpfchen ermöglicht.
Die ersten Symptome treten 3 bis 35 Tage nach der Infektion auf, und die Ausscheidung von Viren im Stuhl kann bis zu 6 Wochen dauern. Die Ansteckungsgefahr ist besonders hoch in unsauberen sanitären Einrichtungen. Normale Reinigungsmittel können Polioviren nicht unschädlich machen.
Wie häufig ist Kinderlähmung?
Früher war die Polio weltweit verbreitet und betraf hauptsächlich Kinder. Dank Impfungen konnte das Virus fast ausgerottet werden. Derzeit tritt das ursprüngliche “Wildvirus” nur noch in Pakistan und Afghanistan auf. In Deutschland wurde zuletzt 1990 eine Erkrankung mit dem “Wildvirus” gemeldet.
In der Vergangenheit wurden Impfstoffe verwendet, die abgeschwächte, lebende Viren enthielten und einen guten Immunschutz boten. Diese Impfung wurde oral verabreicht und als Schluckimpfung bezeichnet. Der Nachteil dieser Impfung war, dass sie in seltenen Fällen zu einer Impf-Polio führte, die in Deutschland etwa 1 bis 2 Mal pro Jahr auftrat.
Seit 1998 wird in Deutschland ein inaktivierter Impfstoff verwendet, der ebenfalls einen guten Schutz bietet und keine Impf-Polio verursachen kann. In einigen Ländern wird immer noch der lebende Impfstoff verwendet, was zu Impf-Polio-Fällen führen kann. In Regionen mit geringer Impfrate besteht das Risiko größerer Polio-Ausbrüche.
Wie verläuft eine Kinderlähmung (Polio)?
Die leichte und nicht paralytische Form der Kinderlähmung, bei der keine Lähmungen auftreten, können in der Regel ohne bleibende Schäden ausheilen.
Die Lähmungen, die bei der paralytischen Form auftreten, bilden sich normalerweise nur teilweise zurück und können dauerhaft sein. Wenn die Atemmuskulatur betroffen ist, besteht Lebensgefahr.
Jahre bis Jahrzehnte nach der Erkrankung entwickeln etwa 30 bis 40 Prozent der Menschen mit Kinderlähmung Muskelschwund und verstärkte Lähmungen. Dies wird als Post-Polio-Syndrom bezeichnet.
Es wird vermutet, dass gesunde Nerven die Funktion der geschädigten Nerven teilweise übernehmen und dadurch überlastet werden. Diese chronische Überlastung kann zu weiteren Schädigungen und Funktionsverlust führen.
Wie kann man der Kinderlähmung vorbeugen?
Es gibt keine spezifische Behandlung gegen Polioviren, die die Erreger der Kinderlähmung sind. Daher ist die vorbeugende Polio-Impfung von entscheidender Bedeutung.
Obwohl Kinderlähmung weltweit selten geworden ist, können Reisende oder Migranten Polioviren aus Verbreitungsgebieten in andere Länder einschleppen. Das Ziel der Weltgesundheitsorganisation ist es, die Krankheit vollständig auszurotten, und daher ist die Impfung nach wie vor notwendig, bis Polioviren weltweit ausgerottet sind.
In Deutschland wird nur noch der inaktivierte Impfstoff verwendet, der keine Impf-Polio verursachen kann. Dieser Impfstoff ist normalerweise in Fünffach- oder Sechsfach-Kombinationsimpfungen für Säuglinge enthalten. Die Grundimmunisierung erfolgt im 2., 4. und 11. Lebensmonat durch eine Injektion in den Muskel. Personen, die im Alter von 9 bis 16 Jahren geimpft werden, sind vollständig immunisiert und geschützt. Für Personen, die ihre Grundimmunisierung im Erwachsenenalter erhalten haben, wird eine Auffrischungsimpfung alle 10 Jahre empfohlen.
In einigen Fällen kann bei Reisen in bestimmte Länder eine zusätzliche Auffrischungsimpfung sinnvoll sein, insbesondere wenn das Infektionsrisiko hoch ist.
Wie stellt man eine Kinderlähmung fest?
Typisch für Kinderlähmung ist, dass die Lähmungen in den Gliedmaßen unterschiedlich stark ausgeprägt sind, was bedeutet, dass sie nicht auf beiden Seiten des Körpers gleich sind.
Um eine eindeutige Diagnose zu stellen, ist es notwendig, den Erreger nachzuweisen. Polioviren können durch Untersuchung einer Stuhlprobe im Labor nachgewiesen werden. In einigen Fällen kann auch ein Rachenabstrich oder die Entnahme von Liquor (Rückenmarksflüssigkeit) erforderlich sein.
Wie wird Kinderlähmung behandelt?
Es gibt keine wirksamen Medikamente gegen eine Infektion mit Polioviren. Die Behandlung der Kinderlähmung beschränkt sich daher auf unterstützende Maßnahmen zur Linderung der Symptome. Dies kann in der akuten Phase fiebersenkende und schmerzlindernde Medikamente einschließen. Wenn die Atemmuskulatur betroffen ist, kann eine maschinelle Atemunterstützung erforderlich sein.
Menschen mit bleibenden Lähmungen erhalten oft langwierige Behandlungen durch Orthopäden und Physiotherapeuten. Das Hauptziel ist es, trotz der Lähmungen die Selbstständigkeit beim Gehen zu erreichen und Muskelungleichgewichte sowie Gelenkversteifungen zu verhindern.
Wenn ein Post-Polio-Syndrom vorliegt, was eine häufige Folge der Infektion mit Polioviren ist, können Ausdauertraining und Schmerzkontrolle wichtige Bestandteile einer lebenslangen Therapie sein.